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Drogenhunde in Kolumbien leben gefährlich
Aus Tagesschau vom 30.03.2024.
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Vierbeiner mit riskantem Job Kolumbien: Warum Drogenhund «Killer» Polizeischutz braucht

In Kolumbien geht ein Drogenspürhund der Mafia so sehr auf die Nerven, dass er Morddrohungen erhält.

Killer selbst ahnt nichts von der Gefahr, in der er steckt und wedelt den Soldaten mit dem geschulterten Gewehr vor der Tür an. Der Golden Retriever ist acht Jahre alt, Drogenspürhund im Dienst der kolumbianischen Armee.

Rund um die Uhr wird er beschützt. Nur sein Hundetrainer darf ihm Futter und Wasser geben, aus Angst vor einem Giftanschlag. Denn: Killer erhält Morddrohungen.

Drei Soldaten stehen mit einem Spürhund an einer Wand.
Legende: Drogenspürhund «Killer» wird stets von einem Bodyguard (rechts) bewacht. srf

«Den gelben Hund konnten wir bisher nicht kaltmachen», heisst es in einem Audio von Drogenschmugglern, das die Polizei abfangen konnte. Soldat Sofanor Vásquez Navarro passt seither besonders gut auf Killer auf, selbst auf dem Gelände der Kaserne. «Einmal hat jemand von einer Brücke aus vergiftetes Futter zu uns hinübergeworfen», erklärt Vásquez Navarro, ein wortkarger Mann um die 30.

Er ist für uns ein Soldat mehr – einer, der unseren Schutz braucht.
Autor: Fabián Castellanos Leutnant

Er trainiert Killer, kämmt ihn, streichelt ihn stolz und führt ihn zu einer viel befahrenen Brücke, auf der das Militär an diesem Tag LKWs und Busse kontrolliert. Die Militärbasis im Westen des Landes liegt an einem Transportkorridor für den landesinternen Konsum, «meist Marihuana», erklärt der Soldat.

Spürhunde leben gefährlich – und oft nicht lang

Killer ist ein erfahrener Schnüffler, auf mehrere Drogenarten ausgebildet. Dabei hilft ihm sein phänomenaler Geruchssinn: Fünf Millionen Riechzellen hat ein Mensch, Hunde haben über 200 Millionen. Leutnant Fabián Castellanos bestätigt: «Killer hat ein besonderes Talent. Er ist anders als die anderen Hunde, das zeigt sich in seiner grossen Effizienz. Er ist für uns ein Soldat mehr – einer, der unseren Schutz braucht.»

Wer sich den Kartellen entgegensetzt, lebt gefährlich. Das gilt für Menschen wie für Hunde. Die Arbeit der Spürhunde endet immer wieder tödlich: Kenia, eine Drogenspürhündin, wurde letztes Jahr vergiftet, im Alter von nur fünf Jahren. Sie war in einer Hafenstadt im Einsatz und hatte mehr als 12 Tonnen Kokain entdeckt.

Auf Sombra (Schatten), einen Hund, der am internationalen Flughafen in der Hauptstadt Bogotá im Einsatz war, setzten die Kartelle vor ein paar Jahren sogar schon ein Kopfgeld aus, in Höhe von rund 70'000 US-Dollar. Sombra hatte da schon an mehr als 300 Antidrogen-Razzien teilgenommen, die zu 246 Festnahmen führten. Vor ein paar Wochen wurde Urca, ein Sprengstoffspürhund, von einem Scharfschützen einer Guerilla-Gruppe erschossen.

Drogenproduktion und Gewalt nimmt zu

Kolumbien ist der weltweit grösste Kokainproduzent - und die Produktion wächst. 2023 beschlagnahmten die Behörden 739.5 Tonnen Kokain, zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Konsumentinnen und Konsumenten in Nordamerika und Europa bescheren den Kartellen gigantische Gewinne. Der weltweite Konsum steigt. Die Gewalt in den Produktions- und Transitländern ebenfalls.

Killer ist bisher nichts passiert – und viel fehlt ihm nicht mehr bis zur Hunderente. Ein Zuhause hat er schon.«Nächstes Jahr nehme ich ihn mit zu mir», sagt Soldat Vásquez Navarro. In der Kaserne ist Killer schon jetzt ein Denkmal gesetzt: auf einer Wandmalerei.

Tagesschau, 30.03.2024, 23:20 Uhr

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