Was war passiert? Am 15. Juli 2016 hatten Teile des Militärs gegen die türkische Regierung geputscht. Ziel war es, Präsident Recep Tayyip Erdogan samt Kabinett zu stürzen. Der Aufstand wurde niedergeschlagen. Mehr als 200 Menschen wurden getötet und mehr als 2000 verletzt.
Wie lief der Putsch ab? Am späten Freitagabend kamen erste Meldungen, dass in der Türkei ein Putschversuch im Gange sei. Kurz vor Mitternacht meldete sich Präsident Erdogan. Unter anderem in den beiden Städten Ankara und Istanbul kam es zu Kämpfen und Explosionen. Die Kämpfe dauerten die ganze Nacht an. Kurz vor Mittag war die Lage gemäss dem damaligen Ministerpräsiden Binali Yildirim wieder vollständig unter Kontrolle.
Warum ist der Putsch gescheitert? Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Teile der Bevölkerung leisteten grossen Widerstand gegen die Putschisten das Militär war gespalten und Erdogan konnte durch die Putschisten nicht festgesetzt werden.
Wer steckte hinter dem Putschversuch? Erdogan macht den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen als Drahtzieher verantwortlich. Ebenfalls beschuldigt wird Akin Öztürk, der ehemalige Oberbefehlshaber der Luftwaffe. Beide bestreiten eine Beteiligung.
Wie hat Erdogan auf den Putschversuch reagiert? Die Regierung ging mit Entlassungen und Verhaftungen gegen mutmassliche Putschisten, aber auch gegen Journalisten und Menschenrechtler vor.
Wie viele Entlassungen gab es seither? Rund 129'000 Staatsbedienstete sind nach offiziellen Angaben wegen angeblicher Verbindungen zum Putschversuch gefeuert worden. Am stärksten betroffen sind die Ministerien Inneres (mehr als 41'000 Entlassungen) und Bildung (rund 34'000 Entlassungen).
Wie viele Menschen wurden seither festgenommen? Insgesamt sind seit dem Putschversuch nach Regierungsangaben vom März rund 500'000 Menschen wegen angeblicher Gülen-Verbindungen vorübergehend festgenommen worden. 30'000 von ihnen sind noch in Haft.
Wie viele Menschen wurden danach verurteilt? Insgesamt wurden nach Informationen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu 265 Prozesse gegen mutmassliche Putschisten abgeschlossen, 24 Verfahren laufen weiter. Gegen mehr als 2000 Angeklagte verhängten die Gerichte demnach eine lebenslange Freiheitsstrafe. Unter den Verurteilten sind ehemalige Top-Militärs wie der Ex-Kommandeur der türkischen Luftwaffe, Akin Öztürk. Er erhielt im Juni 141 Mal lebenslänglich.
Was passierte mit den Medien nach dem Putschversuch? Nach dem Putschversuch liess Erdogan per Dekret mehr als 100 Medien und Verlage schliessen. Zahlreiche Journalisten sitzen ausserdem im Gefängnis, viele davon ohne Anklage in Untersuchungshaft. Die Angaben über die Zahl der inhaftierten Reporter gehen auseinander. Die Nichtregierungsorganisation P24 zählt mindestens 140 Medienmitarbeiter im Gefängnis, Reporter ohne Grenzen 34 Journalisten.
Wie gedenkt die Türkei dieses Jahr dem Putschversuch? Erdogan will am Abend eine Rede am ehemaligen Flughafen Atatürk in Istanbul halten. Auch die Teilnahme des oppositionellen Istanbuler Bürgermeisters, Ekrem Imamoglu, ist geplant. Putschisten hatten den Airport in der Nacht des Umsturzversuches vorübergehend besetzt.
Wie will Erdogan das Land langfristig daran erinnern? In Istanbul und Ankara eröffnen Museen. Das Gebäude in Istanbul liegt auf der asiatischen Seite an der ersten Brücke über den Bosporus und soll an diesem Montag eröffnet werden. Das zweite Museum in Ankara ist von Dienstag an für Besucher zugänglich.