Das ist passiert: Beim Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik in Gramsh in Albanien wurden am Samstag gegen den Abend drei Personen festgenommen. Ihnen wird Spionage vorgeworfen. Von den drei Personen ist offenbar ein Mann über den Zaun geklettert, bevor er vom Wachpersonal angehalten wurde. Bei seiner Festnahme wurden zwei Soldaten durch einen Einsatz eines Sprays verletzt.
Die Absicht: Die drei Personen wollten offenbar das Gelände fotografieren. Ihre tieferen Beweggründe, das Areal aufzusuchen, sind noch nicht bekannt. Der albanische Verteidigungsminister Niko Peleshi sagte, auf dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine könne dieser Zwischenfall nicht als gewöhnlicher ziviler Vorfall betrachtet werden. Aber es sei zu früh, um konkrete Schlussfolgerungen zu ziehen.
Wer sie sind: Die Medien in Tirana schreiben, es seien drei Blogger, die häufig verlassene Militärgelände und andere grosse Anlagen in verschiedenen Ländern besuchten. Von der Staatsangehörigkeit her handelt es sich um einen 24-jährigen Russen, eine 33-jährige Russin und um einen 25-jährigen Ukrainer.
Die Angst vor einer Destabilisierung auf dem Balkan durch Russland ist sehr gross.
Der ominöse Spray: Man wisse nicht, ob es sich um einen simplen Pfefferspray gehandelt habe, sagt Franziska Tschinderle, die für das österreichische Magazin «Profil» aus Südosteuropa berichtet. «Falsch ist die Darstellung, dass es zu einem Angriff mit chemischen Waffen gekommen sein soll», hält sie fest. Die verletzten Soldaten sind wieder aus dem Spital entlassen worden.
Die Geschichte dieser Fabrik: Im Kalten Krieg wurden dort Kalaschnikows hergestellt. Später wurde dort unter Aufsicht der Nato Munition zerstört.
Die Reaktion Albaniens: Dass die albanischen Behörden so heftig auf diesen Vorfall reagiert haben, erklärt die Journalistin so: «Der Hintergrund dieser Reaktion ist, dass die Angst vor einer Destabilisierung auf dem Balkan durch Russland sehr gross ist.»
Wandel in Albaniens Aussenpolitik: Diese Fabrik stelle eine Art Symbol der albanischen Aussenpolitik dar, so Tschinderle: Albanien habe sich «vom letzten stalinistischen Staat in Europa zu einem sehr pro-westlichen Staat, der zu der Nato gehört»gewandelt. Mit dieser harschen Reaktion betone das Land seine Loyalität zur Nato.
Albanien und seine Munitionsvorräte: 2008 ist ein Munitionsdepot in der Nähe von Tirana explodiert. Bei diesem Unglück sind sehr viele Menschen gestorben, das habe eine Art Trauma bei der Bevölkerung ausgelöst. «Schliesslich befinden sich in Albanien noch viele Tonnen Munition, die durch die Nato zerstört werden, weil sie ein gewaltiges Sicherheitsrisiko darstellen.»