Anhänger der bürgerlichen Rechten in Frankreich entscheiden heute, wen sie ins Rennen für die Präsidentenwahl 2017 schicken. In der Stichwahl stehen sich François Fillon und Alain Juppé gegenüber. Die beiden Kandidaten gingen heute mit gutem Beispiel vor: Juppé gab seine Stimme in Bordeaux ab, Fillon ging in Paris an die Urne.
Bei der entscheidenden Runde der Vorwahlen zur Kür des konservativen Präsidentschaftskandidaten in Frankreich zeichnet sich eine höhere Beteiligung als in der ersten Runde ab. Bis Mittag gaben am Sonntag nach Angaben der Organisatoren 10 bis 15 Prozent mehr Wähler ihre Stimmen ab.
Der Überraschungskandidat Fillon gilt in Umfragen als klarer Favorit unter den beiden Kandidaten. Ihm werden bis zu 65 Prozent der Stimmen zugetraut. Die Wahllokale schliessen um 19.00 Uhr.
Vor einer Woche hatte der Wirtschaftsliberale Fillon seinen Rivalen Juppé, der wie Fillon
früher Premierminister war, deutlich hinter sich gelassen. Der Ex-Präsident Nicolas Sarkozy kam auf Rang 3 und schied aus. Viele hatten damit gerechnet, dass sich Juppé und Sarkozy für die Stichwahl qualifizieren würden.
Fillon galt lange als «dritter Mann» oder «Mister Nobody» ohne grosse Chancen. Erst kurz vor der ersten Runde war er aus der Deckung gekommen.
Ausmarchung gegen Le Pen wahrscheinlich
Die Präsidentenwahl ist im April und Mai kommenden Jahres geplant. Der Anwärter der Konservativen hat gute Aussichten, in die entscheidende Stichwahl zu gelangen. Aller Wahrscheinlichkeit nach muss er gegen die Rechtspopulistin und Europagegnerin Marine Le Pen von der Front National (FN) antreten.
Fillon war unter dem damaligen Präsidenten Sarkozy von 2007 bis 2012 Regierungschef. Der Kandidat setzt auf einschneidende Reformen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik und will das Verhältnis zu Russland verbessern. Kremlchef Wladimir Putin kennt er persönlich.
Manuel Valls als linker Kandidat?
Fillon hatte sich in der ersten Runde überraschend mit gut 44 Prozent der Stimmen durchgesetzt. Juppé kam auf 28,6 Prozent. Über vier Millionen Anhänger der bürgerlichen Rechten beteiligten sich.
Es gilt als wahrscheinlich, dass Amtsinhaber François Hollande von den Sozialisten wieder antritt, bisher hat er sich aber nicht offiziell erklärt. Aufgrund seiner Unbeliebtheit dürfte ihm eine Wiederwahl aber sehr schwer fallen. Möglicher Kandidat im linken Lager ist der amtierende Premier Manuel Valls.