Es ist eine dieser typischen Veranstaltungen, mit denen Donald Trump durch die amerikanischen Vorwahlen tingelt. Auf einer Autorennbahn in Commerce, einem kleinen Örtchen im ländlichen Nordosten von Georgia, will Trump seinem Kandidaten für den Gouverneursposten dieses Südstaates den entscheidenden Schub verleihen: «Ihr werdet einen wunderbaren Freund von mir wählen. Einen grossartigen Mann, einen grossartigen Senator. David Perdue ist euer Gouverneur, wir brauchen ihn dringend.»
In Georgia hat Trump damals die Präsidentschaft und die Republikaner die Senatsmehrheit verloren. Das nagt noch immer: «Wir müssen erst einmal all diese Rino's (Republikaner nur dem Namen nach) besiegen. Anders als diese Verlierer wird sich David Perdue nie den militanten radikalen Linken ergeben. Mit eurer Stimme werden wir Georgia vor den Rino's retten.»
Trumpismus erfolgreicher als Trump
In den bisherigen Vorwahlen inklusive einer eng umkämpften Wahl im wichtigen Swing-State Pennsylvania hat sich in den inner-republikanischen Ausmarchungen fast immer der Trumpismus durchgesetzt. Aber nicht immer die Kandidatin oder der Kandidat von Donald Trump.
Die «New York Times» geht bereits so weit zu schreiben, dass «das Misstrauen der republikanischen Wählerschaft gegenüber Autorität und der gleichzeitige Appetit auf unnachgiebige Hardline-Politik gegen Trump gearbeitet» hätten. Die Strahlkraft der Trump’schen Politik scheint ungebrochen, diejenige von Donald Trump hingegen scheint weniger gesichert, als es sein Umfeld gerne behauptet. «Die sogenannte ‹Make-America-Great-Again›-Bewegung ist eine von unten nach oben aufbauende Bewegung», zitiert die «New York Times» den republikanischen Strategen Ken Spain, «und keine, die von oben herab diktiert werden kann». Das muss nun auch ihr Kopf erfahren.
Trumps durchzogene Bilanz
Trumps Unterstützung eines Kandidaten kann nach wie vor entscheidend sein. In Ohio etwa gewann Bestseller-Autor JD Vance die republikanische Senats-Vorwahl nur dank Donald Trump. In North Carolina war Trumps Unterstützung für Ted Budd entscheidend. Und in Georgia, wo diese Woche Vorwahlen stattfinden, hat Trumps Unterstützung den ehemaligen College-Football-Star Herschel Walker vor politisch erfahreneren Widersachern geschützt.
Doch ausgerechnet im für Trump persönlich so wichtigen Zweikampf zwischen Brian Kemp und David Perdue scheint der von Trump unterstützte Perdue verloren. Er liegt in den Umfragen so weit zurück, dass selbst eingefleischte Trump-Unterstützer an der Strategie zweifeln.
Perdues vergeblicher Anruf
In der Radioshow von Moderator Scott Reinhold hat sich gerade Trumps Kandidat David Perdue zugeschaltet. Er wehrt sich gegen den Vorwurf, das Herumreiten auf der längst widerlegten Lüge von der gestohlenen Präsidentschaftswahl 2020 erweise sich als Bumerang.
Doch Reinhold, der sich als durch und durch konservativen Kopf bezeichnet, sieht genau darin das Problem für Perdue: «Bei der Unterstützung von Perdue geht es Trump mehr um sich selbst als um die Partei. Es ist Trumps ‹Vendetta›, weil er nicht glücklich ist mit dem, was Gouverneur Kemp bei den Wahlen damals nicht getan hat.» «Nicht getan hat…» – damit meint Reinhold, dass Brian Kemp das Wahlresultat damals nicht im Sinne von Trump annulliert, sondern den Wahlsieg von Biden zertifiziert hat.
Kein Zweifel: Reinhold ist ein «Make-America-Great-Again»-Konservativer durch und durch. Aber er zweifelt an der Strategie von Donald Trump: «Ich denke, dass es ganz viele Amerikaner wie mich gibt, die sagen: dieses Gestreite über diese Wahlen, dieses darauf Herumreiten, wir wollen das nicht mehr hören.» Für Trump sind das nicht die Nachrichten, die er aus Georgia hören will.