Laut der Johns Hopkins Universität in den USA hat Neuseeland aktuell etwa 1450 bestätigte Infektionsfälle. 16 Menschen sind bisher an den Folgen des Coronavirus gestorben. Das ist wenig mit Blick auf die 4.9 Millionen-Bevölkerung. Ab Anfang nächster Woche sind leichte Lockerungen geplant.
Der Inselstaat handelte schnell
Dass Neuseeland die Corona-Pandemie so gut im Griff hat, hänge sicher auch mit der Lage des Inselstaats im Südpazifik zusammen, sagt Matthias Stadler, Korrespondent in Neuseeland für mehrere deutschsprachige Zeitungen: Das Land kann sehr einfach abgeschottet werden, was auch passiert ist.
Premierministern Jacinda Ardern hat die Lage in Europa und vor allem in Italien genau beobachtet und sehr schnell gesehen, dass die höchste Alarmstufe mit einem Lockdown nötig ist.
Nicht zuletzt befolgt die neuseeländische Bevölkerung die Massnahmen gut. Knapp 90 Prozent befürworten gemäss einer Umfrage die Einschränkungen und halten sich daran. Die Menschen bleiben zu Hause, es ist fast niemand auf der Strasse, und der Zwei-Meter-Abstand wird befolgt, wie Stadler berichtet.
Was das fast einhellige Lob für Ardern betrifft, so sprechen die niedrigen Corona-Zahlen für sich: Ardern führe offensichtlich sehr gut durch die Krise, schrecke aber auch nicht vor unbequemen Wahrheiten zurück, zeige Mitgefühl und sei auch privat aktiv. So lädt sie etwa Videos auf Facebook und gibt als junge Mutter Ratschläge. «Ardern wirkt glaubwürdig und appelliert an das seit jeher ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl. Das scheint gut anzukommen», folgert Stadler.
Ardern wirkt glaubwürdig und appelliert an das ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl.
Strenger Lockdown
Gemeinschaftsgefühl ist auch nötig, denn die Bevölkerung ist seit mehreren Wochen sehr stark eingeschränkt: Man darf zwar in den Supermarkt, doch nur eine Person pro Haushalt. Spaziergänge müssen in der Nachbarschaft stattfinden. Restaurants sind geschlossen, ebenso Take-away-Angebote und Coiffeurläden.
«Es ist ähnlich wie in der Schweiz, nur noch etwas drastischer. Das Leben ist irgendwie eingefroren», so Stadler. Die Polizei kontrolliert vor allem den Verkehr. Über Ostern waren im ganzen Land mehrere hundert Checkpoints eingerichtet worden. Wer unberechtigt unterwegs war, wurde heimgeschickt.
Es ist ähnlich wie in der Schweiz, nur noch etwas drastischer. Das Leben ist irgendwie eingefroren.
Auch Alarmstufe drei lässt wenig offen
Nächste Woche werden die Massnahmen nach fünf Wochen Lockdown nur leicht gelockert. Von Alarmstufe 4 auf Stufe 3. Menschen auf der Nordinsel dürfen Verwandte im Süden weiterhin nicht besuchen. Die Bewegungsfreiheit wird insofern etwas ausgedehnt, als Gänge über die lokale Nachbarschaft hinaus, etwa ins Stadtzentrum, möglich sind. Man darf wieder schwimmen, fischen und wandern, aber immer noch nicht Jetski fahren.
Homeoffice wenn immer möglich
Wer von zu Hause arbeiten kann, soll das weiterhin tun. Auch die meisten Schüler sollen weiterhin zu Hause lernen, es sei denn, die Eltern arbeiten an der Front. Restaurants und Bars bleiben geschlossen. Einzige Ausnahme: Take aways dürfen öffnen.
Die Regierung betont, dass der Kampf noch nicht vorbei sei und dass bei Lockerungen die Fallzahlen steigen könnten. Es handle sich um eine erste von vielen Stufen und man müsse geduldig sein. Die Alarmstufe 3 wird nach zwei Wochen überprüft. In dieser Zeit sollen sich die Geschäfte auf eine mögliche, aber noch nicht garantierte Öffnung vorbereiten, so Stadler.