Am Mittwoch hat der deutsche Champions-League-Finalist Borussia Dortmund bekannt gegeben, dass der Club einen neuen Sponsor habe, nämlich den grössten deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall. Rheinmetall, mit Sitz in Düsseldorf und 30'000 Angestellten in 170 Ländern, hat mit dem deutschen Fussballclub einen Dreijahresvertrag abgeschlossen. Dass ein Waffentechnologieunternehmen eine Fussballmannschaft sponsert, ist neu. Rheinmetall gehört mittlerweile zu den 20 grössten Rüstungskonzernen der Welt. 2023 machten die Deutschen 7 Milliarden Euro Umsatz und eine halbe Milliarde Euro Gewinn. SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart zu diesem neuen Vertrag.
Was beinhaltet der neue Sponsoringvertrag des Fussballclubs Borussia Dortmund?
Borussia erhält über die drei Jahre einen hohen einstelligen Millionenbetrag und Rheinmetall darf im Gegenzug Bandenwerbung schalten, in den Stadien, wo Borussia spielt. Das Logo von Rheinmetall wird also nicht auf den Trikots von Borussia erscheinen. Erstmals wird das Logo des Rüstungskonzerns heute Abend im Wembley-Stadion zu sehen sein, wo sich das deutsche Team auf den Champions-League-Final vorbereitet, der am Samstag stattfindet.
Was erhofft sich Rheinmetall von diesem ungewöhnlichen Deal?
Der Chef von Rheinmetall sagte heute, man wolle, dass das Logo von Rheinmetall im In- und Ausland bekannter werde. Man muss sehen, dass Rheinmetall – ausserhalb Deutschlands – vor dem Ukraine-Krieg kaum bekannt war. In den letzten zwei Jahren hat Rheinmetall wegen des Krieges in Europa den Umsatz aber verfünffacht, auch die Aktie ist fünfmal mehr wert. Der Rüstungskonzern profitiert massiv von diesem Krieg, beziehungsweise von den Aufträgen der Nato, da alle Länder ihre Verteidigung verstärken wollen. Rheinmetall stellt Abwehrsysteme her: für Luft, Wasser, Land und ist auch ein grosser Munitionshersteller.
Warum wählt Borussia Dortmund diesen Sponsor?
Der Präsident von Borussia sagte heute, es gehe nicht nur um Geld, sondern auch darum, dass man als Bundesligaverein die Diskussion darüber anstossen wolle, was für die Sicherheit Deutschlands nötig sei. Sicherheit und Verteidigung seien elementare Eckpfeiler der Demokratie. Man müsse sich damit beschäftigen, wie man diese Eckpfeiler schütze, so der Borussia-Präsident. Und er sagte auch, man habe vor dem Entscheid die Meinung von Politikern, so auch vom deutschen Verteidigungsminister Boris Pristorius, von Verbandsleuten und Fan-Vertretern eingeholt. Diese seien mehrheitlich positiv ausgefallen.
Was sagen die Borussia-Fans dazu?
Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. In den sozialen Medien gibt es viele negative Kommentare, viel Empörung auch. Davon wird man sicher noch mehr hören, in den nächsten Tagen. Allerdings haftet dieser Empörung oft eine Doppelmoral an, aus meiner Sicht. Es ist wie beim Erdöl: Alle wollen heizen, fliegen, fahren – und alle schimpfen auf die Ölfirmen. In diesem Fall ähnlich: Alle wollen vor einem Angriff geschützt und verteidigt werden, aber niemand will etwas mit Rüstungskonzernen zu tun haben. Eigentlich ist es ein mutiger Schritt, den Borussia Dortmund da wagt.