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Wahlen auf den Malediven Der korrupte Alleinherrscher dürfte es nochmals schaffen

Präsident Yameen wird wohl wiedergewählt – und weiterhin so regieren, als ob ihm das Inselparadies gehören würde.

Eine Wahl, die keine ist: Auf den Malediven wird am Sonntag ein neuer Präsident gewählt. Dabei möchte Amtsinhaber Abdullah Yameen wiedergewählt werden. Er regiert den Inselstaat im Indischen Ozean seit 2013 autokratisch. Seine wichtigsten Gegenkandidaten hat er alle verhaften lassen, die Bürger der Malediven haben de facto also gar keine Auswahl. «Sogar Vertreter von Yameens Partei sind in Haft – solche, die ihm hätten gefährlich werden können», sagt SRF-Südasienkorrespondent Thomas Gutersohn.

Oppositionskandidat als Alibi: Der Hauptrivale von Präsident Yameen wäre eigentlich der frühere Präsident Mohammed Nasheed. Doch dieser befindet sich im Exil in Sri Lanka und steht deshalb nicht zur Wahl. Die Opposition ihrerseits durfte bis vor kurzem keine Wahlplakate aufhängen, trotzdem kandidiert einer der Ihren fürs Präsidentenamt: Mohamed Solih. Er sei allerdings wenig bekannt und charismatisch, so Gutersohn. Immerhin: «Seine Chance besteht darin, dass der amtierende Präsident Yameen derart unbeliebt ist, dass quasi jeder andere eine Alternative für ihn ist», sagt Gutersohn.

Nasheed sitzt in einem Stuhl und spricht.
Legende: Der frühere Präsident Nasheed kann nicht zur Wahl antreten – er lebt im sri-lankischen Exil. Chancen hätte er gegen Amtsinhaber Yameen aber sehr wohl. Reuters

Korrupter Präsident Yameen? Vor der Präsidentenwahl sind alte Vorwürfe gegen den Amtsinhaber wieder laut geworden. Demnach soll Yameen 2014 unter der Hand etwa 50 Inseln an Investoren aus Singapur, China und den Golfstaaten verkauft haben. In wessen Taschen das damit erzielte Geld floss, sei «höchst undurchsichtig», so der Korrespondent. So sei in einem Untersuchungsbericht von verschwundenen 80 Millionen Dollar die Rede, dies sei allerdings bloss jene Summe, die ausgewiesen wurde. «Der effektive Fehlbetrag liegt um einiges höher», ist sich Gutersohn sicher.

Ein Arbeiter in orangem Gewand steht vor der Brücke in der Ferne.
Legende: Die von den Chinesen finanzierte Brücke zwischen Flughafen und Malé. Reuters

Tourismus als Entwicklungsstrategie: Trotz aller Vorwürfe gibt es aber auch Gründe, wieso die Wähler Yameen wiederwählen könnten: Die Chinesen investieren grosse Summen in den Inselstaat, sie sehen ihn als Teil ihrer maritimen Seidenstrasse. So wurde kürzlich eine für die Malediven gigantische Brücke eingeweiht, welche den internationalen Flughafen mit der Hauptstadt Malé verbindet – finanziert von den Chinesen. «Solche Prestigeprojekte machen der Bevölkerung Eindruck», sagt Gutersohn. Ausserdem forciert Yameen den Tourismus. Er will die Zahl der Touristen bis in einigen Jahren versiebenfachen. Damit schafft er auch viele Arbeitsplätze. «Das sind für viele Malediver verlockende Prophezeiungen», stellt der Korrespondent fest.

Ein totalitärer Herrscher: Yameen hat im Ferienparadies die Todesstrafe wiedereingeführt, er lässt seine Bürger flächendeckend überwachen, er hat das Oberste Gericht neu besetzt, die Opposition wird gegängelt, unabhängige Medien gibt es keine mehr. Wird Yameen tatsächlich wiedergewählt, habe er überhaupt keinen Grund mehr, etwas zu ändern, so Gutersohn. «Sollte er wiedergewählt werden – und danach sieht es derzeit aus – wird Yameen das Land regieren können, als wäre es sein Eigentum.»

Das Ferieninselparadies Malediven

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Der islamische Inselstaat ist hierzulande vor allem als Ferien- und Tauchparadies bekannt. Gut 80 Inseln werden für touristische Zwecke genutzt. Insgesamt besuchten im vergangenen Jahr rund eine Million Touristen das Land, davon stammten gut 30'000 aus der Schweiz. Etwa ein Drittel der insgesamt 420'000 Malediver lebt in der Hauptstadt Malé, die übrigen zwei Drittel sind auf über 200 der insgesamt knapp 2000 Inseln und Atollen, die zu den Malediven gehören, verteilt.

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