- Der bolivianische Oppositionskandidat Carlos Mesa will das Ergebnis der Präsidentschaftswahl nicht anerkennen. Er spricht von Wahlbetrug.
- Am Sonntagabend hatte alles auf eine Stichwahl zwischen Amtsinhaber Evo Morales und Mesa hingedeutet. Am Montag dann die Trendwende: Laut neuen Teilergebnissen könnte Morales sich bereits im ersten Wahlgang durchgesetzt haben.
- Darüber zeigten sich auch die Wahlbeobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) «zutiefst besorgt und erstaunt». Der Trendwechsel sei nur «schwer zu erklären».
Demonstranten lieferten sich nach Veröffentlichung der Teilresultate heftige Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften und setzten Gebäude in Brand, ausserdem kam es zu Plünderungen. In Sucre, der konstitutionellen Hauptstadt des südamerikanischen Landes, wurde der örtliche Sitz der Wahlbehörde in Brand gesetzt.
Zehn-Punkte-Abstand greift
Die am Montag publizierten Zahlen sahen Morales nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen bei 46.4 Prozent und Mesa bei 37.07 Prozent.
Demnach würden Morales nur 0.67 Prozentpunkte fehlen, um die Stichwahl zu vermeiden und im ersten Wahlgang zu gewinnen. Denn für einen Sieg in der ersten Runde benötigt ein Kandidat nach bolivianischem Wahlrecht entweder mehr als 50 Prozent der Stimmen oder mehr als 40 Prozent und mindestens zehn Prozentpunkte Abstand zum Zweitplatzierten.
Bisher hatte Morales, der erste indigene Staatschef des südamerikanischen Landes, alle Präsidentschaftswahlen im ersten Wahlgang gewonnen.
Die Kandidatur des seit 2006 regierenden Morales für eine vierte Amtszeit ist umstritten. Boliviens Verfassung verbietet eigentlich eine vierte Amtszeit. Das oberste Wahlgericht hatte jedoch im vergangenen Dezember eine erneute Kandidatur Morales' genehmigt.