Bei den Parlamentswahlen in Botswana hat sich erstmals nach 58 Jahren überraschend die Opposition durchgesetzt. Das Oppositionsbündnis liegt bei der Auszählung weit vor der Regierungspartei Botswana Democratic Party (BDP), die nur noch auf zwei der insgesamt 61 Sitze im Parlament kommt.
Präsident Mokgweetsi Masisi erkannte seine krachende Niederlage nach nur einer Amtszeit an. «Wir müssen uns damit abfinden und zum Wohle der Nation Platz für die neue Regierung schaffen», sagte der 63-Jährige vor Journalisten in der Hauptstadt Gaborone.
Vor der Wahl am Mittwoch war in dem ehemaligen britischen Protektorat mit rund 2.5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern noch weithin ein erneuter Sieg der regierenden BDP erwartet worden.
Duma Boko verspricht neue Wirtschaftsstrategie
In der afrikanischen Vorzeigedemokratie Botswana stellt jene Partei, die im Parlament die Mehrheit hat, auch das Staatsoberhaupt. Damit ist sehr wahrscheinlich, dass der oppositionelle Präsidentschaftskandidat Duma Boko vom linksgerichteten Bündnis Umbrella for Democratic Change (UDC) für die nächsten fünf Jahre zum Staatschef gewählt wird.
Der 54-jährige Bürgerrechtsanwalt, der an der US-Eliteuniversität Harvard studiert hat, machte sich im Wahlkampf für die Schaffung von Arbeitsplätzen, einen höheren Mindestlohn und eine Rentenerhöhung stark.
Mit seinem Wahlversprechen für eine neue Wirtschaftsstrategie und -politik habe Boko den Sieg errungen, sagt Christian Soest vom sozialwissenschaftlichen Giga-Institut in Hamburg, wo er unter anderem zu Botswana forscht.
Das klare Wahlergebnis sei zugleich ein gutes Zeichen, dass die demokratischen Mechanismen und der Wechsel der Regierung funktionieren würden, stellt Soest weiter fest. Er geht davon aus, dass Duma Boko einen Fokus auch auf die demokratischen Rechte der Opposition und der Zivilgesellschaft legen wird. Hier musste die Regierungspartei in der Vergangenheit auch Kritik einstecken.
BDP seit fast sechs Jahrzehnten am Ruder
Botswana ist die älteste Mehrparteiendemokratie in Afrika und gilt als Stabilitätsanker. Das Land zählt zu den weltweit führenden Diamantenproduzenten. Allerdings sind die Weltmarktpreise für die Edelsteine schon seit einiger Zeit deutlich gefallen. Auch deshalb leidet Botswana unter einer schwachen Wirtschaftsentwicklung und hoher Arbeitslosigkeit.
Neben dem Bergbau ist die Safari-Industrie im Naturparadies Okavango-Delta der grösste Devisenbringer des Landes. Botswana ist das Land mit den meisten Elefanten der Welt und zählt etwa 130'000 der grauen Dickhäuter.