- Kurz vor den Wahlen haben Grossbritanniens Konservative an Vorsprung auf die oppositionelle Labour-Partei verloren.
- Gemäss einer letzten gross angelegten Umfrage hat die Partei von Premierminister Boris Johnson nachgelassen.
- Die Britinnen und Briten wählen am Donnerstag ein neues Parlament.
Ende November hatte eine ähnliche Erhebung noch eine Mehrheit von 68 Abgeordneten für die Konservativen ergeben. Nun gehen die Wahlforscher des Meinungsforschungsinstituts YouGov nur noch von einem Vorsprung von 28 Mandaten für die Tories vor den anderen Parteien aus. Die Konservativen kämen demnach auf 339 von 650 Sitzen. Labour hingegen verbesserte sich um 20 Sitze auf 231 Mandate.
Regierungschef Boris Johnson hofft bei den Wahlen am Donnerstag auf eine satte Mehrheit, um sein Brexit-Abkommen durchs Parlament zu bringen und sein Land zum 31. Januar aus der Europäischen Union führen zu können.
Hängepartie möglich
Doch selbst ein «hung parliament» – eine Sitzverteilung, die keiner der beiden grossen Parteien eine Regierungsbildung aus eigener Kraft ermöglicht, kann der Umfrage zufolge nicht ausgeschlossen werden.
Bislang führten Johnsons Konservative in landesweiten Umfragen konstant mit zehn Prozentpunkten vor Labour. Beide grosse Parteien legten in den vergangenen Wochen noch einmal erheblich zulasten der kleineren Parteien zu, der Abstand zwischen ihnen blieb aber gleich.
Das scheint sich nun in erster Linie in den vergangenen Tagen zugunsten von Labour verändert zu haben. Grund dafür dürften vor allem Leihstimmen von Wählern der Liberaldemokraten sein. Sollte sich diese Entwicklung bis Donnerstag verstärken, wäre eine Mehrheit für Johnson möglicherweise in Gefahr.
Tücken des Majorzsystems
Das britische Mehrheitswahlrecht kennt nur Direktmandate. Ins Parlament ziehen die Kandidaten mit den jeweils meisten Stimmen in einem der 650 Wahlkreise ein, egal wie knapp ihr Sieg war. Die Stimmen für unterlegene Kandidaten verfallen.
Das macht es sehr schwer, aus landesweiten Umfrageergebnissen auf die mögliche Sitzverteilung im Parlament zu schliessen. Zudem ist das Rennen zwischen Kandidaten der Labour-Partei und den Konservativen in Dutzenden Wahlkreisen denkbar eng.