Das Themenspektrum war breit in den anderthalb Stunden auf BBC. Aber im Kern ging es um angeschlagenes Vertrauen. Der Liberaldemokrat Nick Clegg hatte vor der letzten Wahl versprochen, die Studiengebühren einzufrieren. In der Koalition mit den Konservativen half er, sie um die Hälfte zu erhöhen. Seine Entschuldigung: «Wenn Sie zurückdenken: Wir hätten Griechenland sein können vor fünf Jahren.» Force majeure, also.
Den Liberalen droht die Rache enttäuschter Wähler. Sie sind aber nicht die Einzigen. Nach gegenwärtigem Wissensstand wird heute in einer Woche niemand alleine eine Regierung bilden können. Der Labour-Vorsitzende Ed Miliband brach gleich mehrere Brücken ab: Es werde weder eine Koalition mit der schottischen Nationalistenpartei geben noch Absprachen zur Bildung einer geduldeten Minderheitsregierung.
Da die Schotten einen Handel mit den Konservativen ausschliessen, sind ihre vermutlich 50 Abgeordneten aus dem Spiel, falls Labour bei dieser Unberührbarkeit bleibt.
Alle zeigen Kalkül, niemand Rückgrat und Überzeugung
Der Konservative Premierminister David Cameron, dem oft nachgesagt wird, er glaube an gar nichts, wurde gefragt, ob es für ihn unverrückbare Bedingungen für eine Koalition gäbe. Seine Auswahl überraschte: Er werde nicht von seinem Versprechen abrücken, ein Referendum über die britische EU-Mitgliedschaft abzuhalten: «Ich werde keine Regierung führen, die dieses Gelübde nicht erfüllt.»
Auch das verringert die Auswahl denkbarer Kombinationen, mag aber einige Wähler der anti-europäischen und fremdenfeindlichen Ukip-Partei dazu bewegen, doch noch konservativ zu wählen. Kalkül also überall, statt Rückgrat und Überzeugung. Erste Blitzumfragen gaben Cameron einen knappen Vorsprung vor Miliband.