Wer Miri Maoz Ovadia besuchen will, muss erst viele rote Warnschilder passieren. Die Strasse führt mitten durch Palästinensergebiete. Bei jeder Abzweigung am Wegrand weisen die roten Tafeln darauf hin, dass israelische Bürger hier nicht abbiegen dürfen – wegen Lebensgefahr.
Die 32-jährige Miri lebt in Halamisch, einer orthodoxen Siedlung im Westjordanland. Das Dorf mit rund 260 Familien gilt nach internationalem Recht als illegal besetztes Gebiet. Gegründet wurde die Siedlung 1977.
In der Siedlung aufgewachsen
Miri Maoz Ovadia ist in Halamisch aufgewachsen. Heute lebt sie mit ihrem Mann und den drei Kindern hier. Seit acht Jahren arbeitet sie für die Regionalverwaltung. Dort ist sie für die Pflege internationaler Kontakte zuständig und gibt den Leuten einen Einblick in das jüdische Leben in der Region.
Heute begrüsst sie die Besucher in ihrem Garten, wo sie gerade ihre kranke Tochter pflegt. Ihr Standpunkt ist klar: «Das ist kein illegal besetztes Gebiet. Wir sind in unser Heimatland zurückgekehrt, welches voller jüdischer Geschichte ist.»
Steine und Molotow-Cocktails
Heute ist es friedlich in Halamisch. Doch die Ruhe trügt. In den vergangenen Jahren ist es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den palästinensischen Nachbarn gekommen. Diese sehen sich ihres Gebietes beraubt. Laut Miri fliegen deshalb immer wieder Steine und Molotow-Cocktails.
Eine Lösung für den Nahostkonflikt soll nun der Plan von US-Präsident Donald Trump bringen. Dieser wurde ohne Einbezug der Palästinenser ausgehandelt und sieht vor, dass das Dorf Halamisch und viele weitere Siedlungen offiziell Israel zugesprochen werden. Gleichzeitig würden die palästinensischen Dörfer in der Umgebung Teil eines Palästinenserstaats.
Während Trumps Plan in arabischen Ländern viel Kritik hervorruft, erhofft sich Miri davon Vorteile für Halamisch. «Weil es keine internationale Anerkennung unserer Region als israelisches Territorium gibt, bleiben hier viele Dinge liegen. Wir haben Probleme bei der Wasserversorgung, dem Gesundheitssystem und den Strassen. Dank dem Trump-Plan könnten solche Probleme hoffentlich gelöst werden.» Ausserdem hofft Miri, dass so ein friedliches Zusammenleben in der Region möglich werden könnte.
Auswirkungen auf die Wahlen
Bei den anstehenden Wahlen in Israel – den dritten innert Jahresfrist – will Miri darum auf den rechten Block mit dem bisherigen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu setzen. Von ihm erhofft sie sich am ehesten eine Umsetzung des Trump-Plans in ihrem Sinne.
Viele in Halamisch sehen das gleich, wie eine Umfrage im Dorfladen zeigt. «Ich werde wohl rechts wählen», sagt Yedada Borow. «Wen genau, habe ich aber noch nicht entschieden.» Auch der Rentner Abraham Tzemah will seine Stimme den Rechten geben: «Netanjahu muss Ministerpräsident bleiben. Er ist der Allerbeste – niemand ist wie er!»
Nimmt man das Dorf Halamisch als Massstab, dürfte sich auch bei diesen Wahlen in Israel wenig ändern. Die Leute entscheiden sich für jene Parteien, die sie bereits beim letzten Mal gewählt haben. Eine Regierungsbildung wird somit nicht einfacher. Es ist also nicht auszuschliessen, dass bald zum vierten Mal Neuwahlen anstehen.
«Tagesschau» 19:30 Uhr, 01.03.2020; frol; morr