In Kambodscha hat Dauer-Ministerpräsident Hun Sen die Parlamentswahlen klar gewonnen. Nach ersten inoffiziellen Ergebnissen kann die regierende Volkspartei CCP mit mehr als 80 Prozent der Stimmen rechnen.
Damit festigt der seit über 30 Jahren regierende Hun Sen seine Macht. Für Südostasien-Korrespondentin Karin Wenger ist klar: Der Sieg ist nicht nur auf demokratische Weise zustande gekommen.
SRF News: Wie ist die Stimmung in Kambodscha nach dem Wahlsieg von Hun Sen?
Karin Wenger: Es ist nicht so, dass viele Kambodschaner euphorisch sind. Viele haben sich vor Strafen gefürchtet. Regierungschef Hun Sen hat gesagt, man müsste mit Gefängnis oder gar mit Krieg rechnen, wenn die Leute nicht an die Urne gingen.
Hun Sen bleibt an der Macht. Alles andere wäre aber auch eher eine Überraschung gewesen.
Absolut. Es war schon vor den Wahlen klar, dass Hun Sen an der Macht bleiben würde. Schliesslich tat er eben auch alles dafür. Im vergangenen November wurde die einzige wirklich ernstzunehmende Oppositionspartei – die nationale Rettungspartei CNRP – durch einen Entscheid des obersten Gerichts aufgelöst. Ihr Anführer war schon vorher ins Gefängnis gesteckt worden.
Hun Sen hat dafür gesorgt, dass er freies Feld hatte.
Heute sind beinahe alle Mitglieder der Partei entweder untergetaucht oder ins Ausland geflohen. Beobachter sprachen von einem politischen Entscheid des Gerichts, da die Oppositionspartei bei den letzten Wahlen der Regierung politisch gefährlich geworden war. Im gleichen Schachzug vor den Wahlen wurden unabhängige Medien geschlossen, alle Kritiker wurden mundtot gemacht. Hun Sen hat dafür gesorgt, dass er freies Feld hatte.
Was bedeutet das alles für das Land und seine Entwicklung?
Es bedeutet, dass der autokratische Führer Hun Sen seine Macht gehörig zementiert hat. Er wird vom Westen aber immer weniger unterstützt. Die Wahlen wurden von der EU und den USA als Farce bezeichnet. Sie halfen weder finanziell noch mit Wahlbeobachtern.
Kambodscha wirft sich immer mehr in die Arme Chinas.
Die Abwendung des Westens hat aber in den letzten Monaten und Jahren bewirkt, dass sich Kambodscha immer mehr China in die Arme geworfen hat. China ist bereits heute der grösste Investor in dem armen Land. Dieser Trend wird sich jetzt sicher fortsetzen. Die Frage ist nun, wie lange es dauern wird, bis die Kambodschaner sich wehren werden. Viele von ihnen haben genug von der Korruption und Vetternwirtschaft der Regierung.
Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.