Für Andres Manuel López Obrador, kurz «AMLO», ist es ein Ergebnis, mit dem er in seinen kühnsten Träumen kaum gerechnet haben dürfte. Es ist mit gut 53 Prozent der Stimmen so deutlich ausgefallen, dass seine beiden Hauptgegner ihm schon vor der ersten offiziellen Hochrechnung gratulierten.
López Obrador hat davon profitiert, dass viele Mexikaner von vielem genug haben; von den Gewaltorgien im Land, den über 25'000 Morden im letzten Jahr und von der Korruption bis in höchste Ämter – in den letzten Monaten wurden 17 Ex-Gouverneure verhaftet oder gesucht. Genug haben sie von der politischen Klasse und der reichen Oberschicht, die die Armut hinnehmen.
Mit der Wahl bricht eine neue Ära an
62 Millionen Mexikaner leben in Armut. Neun Millionen davon in extremer Armut. Viele von ihnen hat López Obrador davon überzeugt, dass er für sie arbeiten wird. Auch wenn viele Fragen offen sind, da noch gezählt wird: Das Ergebnis ist zweifellos ein politisches Erdbeben, das Mexiko umkrempeln wird.
Denn mit López Obrador zieht nicht nur der Kandidat der Morena-Partei in den Präsidentenpalast ein. Mexiko-Stadt bekommt auch erstmals eine Bürgermeisterin, ebenfalls von der Morena-Partei. Die erst 2014 gegründete Bewegung der Nationalen Erneuerung wird nach der historischen Wahl auch das Parlament und den Senat beherrschen. Die jahrzehntelange Vorherrschaft der Institutionalisierten Revolutionspartei (PRI) geht damit abrupt zu Ende.
Und auch ihr langjähriger Hauptgegner, die konservative Partei der Nationalen Aktion (PAN), versinkt in einem tiefen Tal. Beide verlieren landesweit mehrere hundert lukrative Sitze und Ämter. Das bedeutet auch, dass die durch Korruption und gezielte Förderung gewachsene Verquickung von organisiertem Verbrechen und der Politik Löcher bekommt.