Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat in Europa etwas geschaffen, was es so noch nicht gegeben hat: Ungarn ist zwar keine Diktatur, aber auch keine klassische Demokratie mehr.
Der Mann, der das nun ändern soll, heisst Peter Marki-Zay, parteilos und Bürgermeister in Südungarn. Er hat am Sonntag die Vorwahlen der Orban-Gegner gewonnen und wird nächsten Frühling versuchen, auch die eigentlichen Wahlen gegen Viktor Orban zu gewinnen. Mit Unterstützung kann er von links bis rechts rechnen.
Das muss Orban beunruhigen, denn Marki-Zay ist ein gefährlicher Gegner. Am Sonntag haben die Leute von Viktor Orban ein Video mit fröhlicher Musik verbreitet. «Die linke Show geht weiter», heisst es darin, «jetzt kommt der Karriere-Linke Peter – das Ergebnis bleibt dasselbe: Steuererhöhungen und Arbeitslosigkeit.» Aber Peter Marki-Zay ist nicht links.
Marki-Zay gefällt links und rechts
«Orbans Kampagne gegen mich ist sinnlos», sagt er vor den Medien, «ich bin schon länger konservativ als Orban.» Wie Orban ist Peter Marki-Zay Christ, hat viele – sieben – Kinder und kennt sich aus mit Wirtschaft. Er ist Ökonom und Elektroingenieur. In Kanada verkaufte er eine Zeit lang an Haustüren Telefone. Konservative unterstützen Peter Marki-Zay.
Anders als Orban findet Marki-Zay, Ungarn könne nicht dauernd ausscheren aus der Europäischen Union. Anders als Orban findet er, zumindest einige Flüchtlinge seien willkommen. Auch ist er dafür, dass Schwule und Lesben heiraten dürfen sollten. Linke unterstützen Peter Marki-Zay.
Unfaire Kampagne
Orbans Leute sind erfinderisch, wenn es darum geht, Marki-Zay loszuwerden. Als er als Bürgermeister der südungarischen Stadt Hódmezővásárhely kandidierte, kam er nicht vor in der Lokalpresse, er konnte nicht einmal einen Saal mieten für Wahlveranstaltungen.
Es wurde behauptet, er wolle nach dem Wahlsieg als Erstes eine Moschee bauen lassen. Sein Gegner war ein Mann aus dem Orban-Lager mit einem dicken Polster aus Macht und Geld. Trotzdem gewann Marki-Zay.
Vor einiger Zeit sagte er am Radio, zur Kindererziehung gehöre manchmal eine Ohrfeige. Die Orban-treuen Staatsmedien zitieren das ausgiebig – aber auch das hat Marki-Zay nichts anhaben können. Zu gut gefällt er bis jetzt Konservativen und Linken, Landbewohnerinnen und Städtern.
Natürlich, ihm fehlen noch Parteiapparat und Erfahrung um ein Land zu regieren. Aber er bringt einiges mit, was Orban bei den Wahlen nächstes Jahr gefährlich werden könnte.