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Grosse Verschiebungen nach Wahlen in der Mongolei
Aus Echo der Zeit vom 28.06.2024. Bild: SRF
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Wahlen Mongolei Wahlen in der Mongolei: Neues Parlament soll Veränderung bringen

Die Regierungspartei will ihre Macht teilen und so stehen die grössten Veränderungen der demokratischen Mongolei an.

Das Parlament wird deutlich grösser, zudem ändert das Wahlsystem. Diese Änderungen kommen in der Bevölkerung der Hauptstadt Ulaanbaatar gut an. Hier wohnt die Hälfte der 3.4 Millionen Mongolinnen und Mongolen.

Arme wollen Unterstützung

Sie hoffe, nun sei der Tag, der für die Mongolei die Wende zum Besseren bringe. Das sagt eine Kosmetikerin in einem mittelständischen Quartier. Es müsse vor allem das zentrale Problem angegangen werden, die Korruption, meint ein pensionierter Theaterdirektor. Dann würde es allen besser gehen.  

Frau in rotem Kleid vor Ziegelwand mit roten Schildern.
Legende: Eine Make-up-Artistin in Ulaanbaatar geht wie viele wählen und hofft, dass mit dem neuen Parlament eine bessere Zeit für die Mongolei anbricht. SRF

Ein Drittel der mongolischen Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Viele davon am Stadtrand Ulaanbaatars, wo es kaum befestigte Strassen gibt, dafür umso mehr Kriminalität.

Ein Bewohner des Armenviertels möchte mehr Unterstützung der Regierung. Die Einnahmen aus dem Kohle-, Kupfer- und Goldabbau seien gestiegen. Nur profitieren davon vor allem Unternehmerfamilien. Und auch hier ist die Korruption ein Problem.

Neue Lösungen gesucht

Im modernen Stadtzentrum von Ulaanbaatar hat die deutsche Konrad-Adenauer-Stiftung, die der CDU nahesteht, eine Vertretung. Büroleiter Viktor Frank beobachtet die mongolische Politik seit Jahren. Er ist vorsichtig optimistisch mit Blick auf das neue Parlament. «Es ist ein Ansatz, um die alten Strukturen aufzubrechen.» Dies, weil die Regierungspartei an Gewicht verlieren wird und oppositionelle Stimmen lauter werden. Wobei diese Machtverschiebung ganz im Sinne der Regierungspartei sei, erklärt Politbeobachter Frank.

Personen in gelben T-Shirts vor einer Reiterstatue auf einem Platz in der Stadt.
Legende: Weil neu 48 Abgeordnete in einer Proporzwahl über Parteilisten gewählt werden, sollen kleinere Parteien eher den Weg ins Parlament finden. 76 Sitze werden wie bisher über eine Mehrheitswahl verteilt. SRF

Wenn man über 80 Prozent der Sitze im Parlament habe, sei man auch für die Probleme im Land verantwortlich. Diese Verantwortung wolle die Regierungspartei auf mehrere Schultern verteilen, erklärt Frank.

Macht abgeben, aber nicht ganz

Die Wählerinnen und Wähler können neu neben der Wahlkreisvertretung zusätzlich auch über Parteilisten abstimmen. Die so gewählten sollen dann eher den Fokus auf die grössere Entwicklung der Mongolei legen. Die Regierungspartei mischt die Politik bewusst auf und zeigt sich bereit, ihre Dominanz aufzugeben. Zumindest vordergründig: Hintergründig mache sie trotzdem viel für ihren Machterhalt, beobachtet Frank.

Volkspartei beansprucht Sieg für sich

Box aufklappen Box zuklappen

Die Bevölkerung der Mongolei hat ein neues Parlament gewählt. Dabei beansprucht die Regierungspartei den Sieg für sich. Die Mongolische Volkspartei hat 68 von 126 Sitzen im Parlament errungen. Sie stellt damit weiterhin die Mehrheit der Abgeordneten, verliert aber mehr Macht als von Beobachterinnen und Experten erwartet. Verschiedene Regierungsmitglieder und wichtige Parteiexponenten haben die Wiederwahl verpasst. Von den 3.4 Millionen Mongolinnen und Mongolen waren rund 2.2 Menschen wahlberechtigt.

 

Zum Beispiel durfte der offizielle Wahlkampf erst 16 Tagen vor der Wahl starten. Für kleine Parteien und unabhängige Kandidatinnen und Kandidaten ohne grosses Netzwerk im Land ein klarer Nachteil.

Hoffnung bleibt

Andere Beobachterinnen und Beobachter weisen auf Zahlungen hin, welche die Regierung vor den Wahlen an verschiedenen Bevölkerungsgruppen getätigt hat.

Ein unbefestigter Weg mit Stromleitungen, Wohnhäusern und einem Gehweg an einem bewölkten Tag.
Legende: In den Armenvierteln Ulaanbaatars, den sogenannten Ger-Quartieren, wohnen viele in einfachen Häusern und Jurten ohne fliessendes Wasser. SRF

Im Armenviertel zeigt dies Wirkung. Der Angestellte der Wasserversorgung wählt deshalb die Regierungspartei und hofft auf weitere Lohnerhöhungen und Transferzahlungen des Staats: «Solche Zahlungen wie letztes Jahr hat es noch nie gegeben. Für nächstes Jahr haben sie weitere versprochen.»

Und so haben vielen Mongolinnen und Mongolen aus unterschiedlichsten Schichten und aus verschiedenen Gründen Hoffnung, dass mit den Wahlen heute auch die Politik im Land ändert.

Echo der Zeit, 28.06.2024, 18:00 Uhr ; 

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