Es ist ein fröhlicher Haufen, der sich an einem Sonntag in einem Park in Miami trifft. Das Prinzip: Alle fahren mit ihren mit Flaggen und Wahlplakaten dekorierten Pickups und SUVs in den Park.
Organisiert ist die Karawane durch «Cubans for Trump». Der US-Präsident ist allgegenwärtig: Donald Trump als Supermann, als Puppe, selbst ein Dackel trägt Trumps Tolle auf dem Kopf. Die Autos stauen sich über Kilometer. Die Anhänger von Donald Trump sind zahlreich, laut und unübersehbar.
Trump als Retter vor dem Sozialismus
Eine Band mit jungen Musikern tritt auf, sie nennt sich «Voices of Freedom». Der Gründer Federico Arango ist einer von ihnen, ebenso Vanessa Ruano. Sie hat kubanische Eltern. «Wir sind gegen den Sozialismus, darum wählen wir Donald Trump», sagen Vanessa und ihre Kollegin.
Was Sozialismus und Kommunismus anrichten könne, hätten sie in Kuba gesehen. Für Federico gibt es noch einen anderen Grund: «Trump hat die Space Force gegründet, das ist für mich wichtig. Damit die USA im Weltraum nicht von den Chinesen überholt werden.» Trump sei gut für eine boomende Wirtschaft, sagen viele.
«Ich will frei sein! Ich liebe Trump!», ruft Alejandra, eine ältere Kubanerin, aus dem Dachfenster ihres Autos, in dessen Seitenfenster eine Trump-Puppe klemmt. Immer wieder hört man: Demokraten sind Sozialisten – diese Aussage kommt nicht von ungefähr. Seit Jahren ist dies der zentrale Slogan der Republikaner in Florida.
Grosse Wahlbeteiligung auch bei Jungen
Gegen einen Wahlsieg Trumps kämpfen demokratische Aktivisten in Miami. «Unsere grösste Herausforderung ist es, dass die Menschen verstehen, dass es eine Lüge ist, dass die Demokraten Sozialisten sind», sagt Maria-Elena Lopez, die Vizepräsidentin der Demokraten im Kreis Miami-Dade. Gerade bei Menschen, die unter dem Kommunismus gelitten hätten, verfange dies. «Sie haben Angst, dass ihnen Kommunisten alles wegnehmen. Aber mit Obama und Biden waren acht Jahre lang Demokraten im Weissen Haus – sie haben nichts weggenommen. Im Gegenteil haben sie Obamacare eingeführt, davon profitieren viele Latinos.»
Krankenversicherung und Coronakrise, das seien für viele Latinos wichtige Themen. Und da könnten die Demokraten punkten, sagt Abel Iraola. Der junge Amerikaner mit kubanischen Wurzeln engagiert sich bei der Organisation Nextgen America dafür, junge Menschen an die Urne zu bringen. «Wir sind sehr zufrieden – die Leute wählen viel zahlreicher als noch vor vier Jahren.»
Gespaltene Latino-Gemeinschaft
Am ersten Tag, an dem man in Florida an die Urnen kann, bildet sich frühmorgens bereits eine lange Schlange vor einem Wahllokal in Miami-Dade. Samantha aus Venezuela wird Joe Biden wählen – doch viele ihrer Bekannten denken anders.
Über Politik zu diskutieren, sei schwierig. «Es gibt so viele falsche Informationen auf Whatsapp und in den sozialen Medien.» Es werden Inhalte der Verschwörungstheorie von QAnon in der Latino-Community geteilt, die unter anderem behauptet, dass Joe Biden pädophil sei. Eine Behauptung, die frei erfunden ist.
Später stoppt ein Bus mit Tänzerinnen und der demokratischen Abgeordneten Debbie Mucarsel-Powell beim Wahllokal. Sie ist die erste in Ecuador geborene Kongressabgeordnete der USA und wirbt für sich und für Joe Biden.
Für einen Moment kommt Feststimmung auf, bevor ein Regenschauer über die Gruppe niedergeht und sie weiterziehen. Die Latinos sind derzeit besonders umworben. Jede Stimme zählt – wenn der etwas abgedroschene Satz irgendwo gilt, dann in Florida.