- Die Brände rund um den Havarie-Reaktor Tschernobyl nehmen kein Ende.
- Umweltschützer befürchten eine neue radioaktive Gefährdung.
- Laut den Behörden gibt es keine erhöhten Strahlenwerte in der ukrainischen Hauptstadt.
Starker Wind hat den Rauch der Schwelbrände um das havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl in die ukrainische Hauptstadt Kiew getrieben. «In Kiew gibt es nur Rauch, keine Radioaktivität», versicherte der Bürgermeister und Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko bei Facebook. Kiew liegt rund 70 Kilometer von der Tschernobyl-Sperrzone entfernt. Zuvor hatte die Stadtverwaltung dazu geraten, die Fenster zu schliessen und nicht auf die Strasse zu gehen.
Keine Anzeichen von erhöhter Radioaktivität
Die Organisation Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs zeigte sich angesichts der Brände kurz vor dem 34. Jahrestag des Atomunglücks besorgt. Die Organisation geht davon aus, dass substanzielle Mengen Radioisotopen mobilisiert worden seien. Durch Einatmung im Körper abgesetzte Partikel könnten zu Krebserkrankungen führen.
Messdaten der deutschen Botschaft in Kiew zufolge gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Dem Bundesamt für Strahlenschutz zufolge seien die Messwerte unbedenklich.
Löscharbeiten im Gang
Dem Katastrophenschutzdienst zufolge dauern die Löscharbeiten in der Sperrzone weiter an. Rund 1100 Feuerwehrleute wässerten, unterstützt von Helikoptern, an einzelnen Abschnitten verbliebene Glutnester und Baumreste. Durch die vor knapp zwei Wochen ausgebrochenen Feuer brannten offiziellen Angaben nach etwa 11'500 Hektar ab. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace geht vom Vierfachen aus.
«Ein Grossteil der Flächen ist seit der Explosion des Atommeilers 1986 mit Cäsium 137, Plutonium 239 und Strontium 90 belastet», erklärte Greenpeace. «Bisher gibt es keine Daten darüber, wie viel Strahlung das Feuer aufgewirbelt und weiter verteilt hat.» Als Brandursache gilt auch Brandstiftung.
In den vergangenen Jahren kam es mehrfach zu Feuern in den unbesiedelten Gebieten der Zone. Nach der Explosion des Blocks vier im damals noch sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl 1986 wurden radioaktiv belastete Landstriche um die Atomruine gesperrt. Zehntausende Menschen wurden zwangsumgesiedelt. Seit mehreren Jahren ist das Gebiet für geführte Touristen zugänglich.