Normalerweise verbreiten sich die H5N1-Viren nur unter Vögeln. Doch das vermehrte Auftreten bei Säugetieren deutet auf Modifikationen des Virus hin.
Der Erreger könnte sich nun weiter in einer Weise verändern, dass er Menschen infizieren kann. Denn Menschen sind den Säugetieren biologisch ähnlicher als den Vögeln sind. Das schreibt die Weltgesundheitsorganisation WHO in einer Mitteilung.
Seit 2022 haben zehn Länder auf drei Kontinenten der WHO Fälle von Vogelgrippe bei Säugetieren gemeldet. Es sei anzunehmen, dass weitaus mehr Länder betroffen seien, aber dort schlicht keine Ausbrüche entdeckt oder gemeldet wurden, so die Weltgesundheitsorganisation. Von der Vogelgrippe sind sowohl Landes- als auch Meeressäugetiere betroffen.
Der WHO sind beispielsweise Fälle bei Nerzen in Spanien, Robben in den USA oder Seelöwen in Peru sowie Chile bekannt. Bei mindestens 26 verschiedenen Tierarten wurde das H5N1-Virus entdeckt. Dieses macht auch vor Haustieren keinen Halt. In Polen sei die Vogelgrippe bei einer Katze nachgewiesen worden.
Noch ist eine Übertragung des Vogelvirus zum Menschen selten
Menschliche Infektionen mit dem Virus wurden seit dem Dezember 2021 acht registriert. Diese Fälle seien auf engen Kontakt mit infizierten Vögeln zurückzuführen gewesen. Dennoch sei Vorsicht geboten, denn eine Infektion bei einem Menschen könne zu schweren Erkrankungen und einer hohen Sterblichkeitsrate führen, so die WHO.
Dr. Sylvie Briand, Direktorin für Epidemie- und Pandemievorsorge und -prävention bei der WHO, erklärt die schlummernde Gefahr für den Menschen: «Nach den bisher vorliegenden Informationen scheint das Virus nicht ohne Weiteres von Mensch zu Mensch übertragbar zu sein, trotzdem ist Wachsamkeit geboten, um jegliche Entwicklung des Virus zu erkennen, die daran etwas ändern könnte.»
Bessere Zusammenarbeit gefordert
Um so viele Tiere wie möglich zu retten und auch den Menschen nicht zu gefährden, fordert die Weltgesundheitsorganisation nun eine länderübergreifende Zusammenarbeit.
Die Nationen sollen die Entwicklungen des Virus genauer überwachen und die Fähigkeiten zur Erkennung von Fällen beim Menschen verbessern. Dies sei wichtig, da auch Länder weltweit betroffen sind, die bislang nur wenig Erfahrung bei der Überwachung des Vogelgrippevirus aufweisen.