- Die US-Regierung hat der afghanischen Führung und den Sicherheitskräften angesichts des Vormarsches der Taliban mangelnde Kampfbereitschaft vorgeworfen.
- Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte gegenüber CNN, es sei beunruhigend zu sehen, wie Kabul mit dem Vormarsch der Islamisten umgehe.
- Etwa zeitgleich erklärte Kanada, dass es mehr als 20'000 gefährdete Afghaninnen und Afghanen aufnehmen wolle.
Es sei «beunruhigend», dass die politische und militärische Führung nicht den «Willen» gehabt habe, sich dem Vormarsch der militanten Islamisten zu widersetzen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, dem US-Sender CNN.
Die afghanischen Sicherheitskräfte seien den Taliban in Bezug auf Ausrüstung, Training und Truppenstärke überlegen und verfügten über eine eigene Luftwaffe, sagte Kirby. Mit Blick auf die finanzielle Unterstützung der US-Regierung für die Sicherheitskräfte fügte er hinzu: «Geld kann keinen Willen kaufen.» Dafür sei die politische und militärische Führung der Afghanen zuständig.
Die Kampfbereitschaft sei nötig, um zu verhindern, dass die Taliban das ganze Land unter ihre Kontrolle bringen, warnte Kirby. Das US-Militär hatte am Donnerstag angekündigt, rund 3000 Soldaten als Verstärkung zum Flughafen Kabul zu verlegen, um die Reduzierung des Personals der US-Botschaft zu unterstützen. Rund 5000 weitere Soldaten werden zudem im Nahen Osten stationiert, um als mögliche Verstärkung bereitzustehen.
USA kritisieren, Kanada hilft
Der nördliche Nachbar der USA will mehr als 20'000 gefährdete Afghanen und Afghaninnen aufnehmen, um sie vor den Taliban zu schützen. Dazu zählten unter anderen Mitarbeiter von Menschenrechtsorganisationen, Journalisten und weibliche Führungskräfte, teilte Marco Mendicino, Minister für Einwanderung, Flüchtlinge und Staatsbürgerschaft, mit.
Diese Personen würden zusätzlich aufgenommen. Die Regierung in Ottawa hat bereits Dolmetschern, die für Kanada gearbeitet haben und Botschaftsmitarbeitern in Afghanistan zugesagt, sie vor der Rache der Taliban zu schützen und ins Land zu lassen.