Tourismus tut einer Stadt gut, es kommt Geld rein und die Gäste sorgen für eine offenere, lebendigere und eine multikulturelle Atmosphäre. Davon ist Jan van der Borg überzeugt. Der auf Tourismus spezialisierte Ökonomie-Professor lehrt an den Universitäten von Löwen und Venedig und hat mehrere Untersuchungen in Amsterdam durchgeführt.
Genug vom «Übertourismus»
Er kennt also auch die Schattenseiten, das was «Übertourismus» genannt wird, wenn eine zu grosse Anzahl Touristinnen und Touristen die Stadt heimsucht. Wie in Amsterdam, wo die Innenstadt-Bevölkerung genug hat von den betrunkenen Briten oder den bekifften Italienerinnen, die vor Corona Wochenende für Wochenende das Zentrum überrannten.
Um dies zu verhindern, hat die Grachtenstadt vor kurzem eine Registrierungspflicht für Airbnb eingeführt. Seitdem sind die Inserate um vier Fünftel eingebrochen. Tourismusfachmann van der Borg bezweifelt aber, ob dadurch weniger Gäste kämen.
Kontrollierter Zugang als Lösung?
In Flandern habe eine solche Registrierungspflicht nicht zu weniger Besucherinnen und Besuchern geführt, sagt der Professor. Der Punkt sei jedoch, dass niemand genau wisse, wie viele Touristinnen und Touristen einer Stadt zugemutet werden könnten. Das müsse sich ändern.
So diskutiere Venedig zurzeit, ob der Zugang zum Zentrum zukünftig reserviert werden müsse. In seinen Augen ist dies das einzige demokratische und in Tourismuskreisen breit akzeptierte Mittel, um die begrenzten Innenstädte besuchen zu können.
Der Professor begrüsst, dass die Amsterdamer Regierung während der touristenlosen Coronazeit gründlich nachgedacht hat, ob sich die Stadt weiterhin mit Coffeeshops und Rotlichtviertel profilieren wolle. Das will sie nicht. Ihr schwebt vielmehr ein gehaltvollerer Tourismus vor. Zukünftig soll deshalb vermehrt mit den vielen Museen oder mit der lebendigen Musikszene geworben werden.
Touristinnen und Touristen «verführen»
Dabei sei es durchaus erlaubt, die Touristen zu verführen, damit sie andere Sehenswürdigkeiten besuchten und dafür länger in der Stadt verweilten, erklärt der Tourismus-Professor. Er ist optimistisch, dass Amsterdam damit auf gutem Wege sei. Es sieht ganz danach aus, als ob die gesäten Samen am Keimen sind. Aber bis sie richtig wachsen, braucht es noch sehr viel Zeit.