- Papst Franziskus hat in Chile um Verzeihung wegen des Kindesmissbrauchs durch einen chilenischen Priester gebeten.
- «Wir müssen uns dafür einsetzen, dass sich dies nicht wiederholt», sagte Franziskus im Regierungspalast La Moneda, wo er von Staatschefin Michelle Bachelet empfangen wurde.
Der Papst bezog sich auf den 2010 aufgedeckten Fall des Priesterausbilders Fernando Karadima, der womöglich von Bischöfen gedeckt wurde. Ein vatikanisches Gericht hatte ihn 2011 schuldig gesprochen.
«Ich kann nicht umhin, den Schmerz und die Scham zum Ausdruck zu bringen, die ich angesichts des nicht wieder gutzumachenden Schadens empfinde, der Kindern von Geistlichen der Kirche zugefügt worden ist», sagte der Papst in einer Ansprache vor Politikern und Vertretern der Zivilgesellschaft. Der Skandal um Karadima hatte in Chile das Vertrauen in die Kirche schwer erschüttert.
«Den Frieden aufzubauen, ist ein Prozess»
Anschliessend rief Papst Franziskus bei der ersten Messe seiner Lateinamerikareise die Menschen zu einem aktiven Einsatz für mehr Gerechtigkeit auf. Wer Frieden wolle, müsse für die Gerechtigkeit arbeiten, sagte das katholische Kirchenoberhaupt im O'Higgins-Park in Santiago de Chile vor rund 400'000 Menschen.
«Den Frieden aufzubauen, ist ein Prozess» sagte der Papst. Dieser Prozess rege dazu an, im Nachbarn nicht einen Fremden, einen Unbekannten zu sehen. Franziskus zitierte in seiner Predigt auch den kommunistischen Dichter und Nobelpreisträger Pablo Neruda (1904-1973), der die Hoffnung als «den neuen Tag, die Ausrottung des Stillstands, das Abschütteln einer negativen Niedergeschlagenheit» bezeichnete.
Kämpfe um Ländereien
In seiner Ansprache im Regierungspalast hatte der Papst die chilenischen Führungskräfte aufgefordert, den indigenen Völkern, den Arbeitslosen, den Migranten, der Jugend, den älteren Menschen und den Kindern Gehör zu schenken. Es gehe darum, die «kulturelle Polyphonie» des Landes zu schützen.
Der Papst wird während seines dreitägigen Besuchs in Chile im Süden des Landes mit Vertretern der indigenen Mapuche zusammenkommen, die seit Jahrzehnten um die Rückgabe von Ländereien kämpfen. Am Donnerstag tritt Franziskus die zweite Etappe seiner Lateinamerikareise in Peru an.