- Das Militärregime in Myanmar hat aufgrund eines Nationalfeiertags fast 6000 Inhaftierte begnadigt.
- Das südostasiatische Land, das früher als Burma bekannt war, gewährt zu diesem Anlass immer wieder Amnestien.
- Unter den Freigelassenen befänden sich vier Ausländer und elf «Prominente», zitierte der unabhängige Nachrichtendienst Myanmar Now die Militärführung.
Das Menschenrechtsbüro der UNO begrüsste die Freilassung, machte in einem Tweet aber auf die Tausenden anderen Inhaftierten aufmerksam.
Im Rahmen der Amnestie sei unter anderem der australische Wirtschaftsprofessor Sean Turnell, die frühere britische Botschafterin in dem Land, Vicky Bowman, ihr Mann und der japanische Journalist Toru Kubota freigekommen, wie ein Sprecher der Militär-Junta sagte.
Wirtschaftsprofessor Turnell ist der frühere Berater der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Er war kurz nach dem Militärputsch vom Februar 2021 festgenommen worden und musste sich wegen eines angeblichen Verstosses gegen ein Gesetz zu Amtsgeheimnissen vor Gericht verantworten. Ende September war er zu drei Jahren Haft verurteilt worden – zum Entsetzen von Menschenrechtlern in aller Welt.
Die australische Regierung hatte immer wieder die Freilassung Turnells gefordert. Auch Professorenkollegen engagierten sich seit vielen Monaten für ihn, hiess es in dem Bericht weiter. Turnell war wegen Verletzung eines Gesetzes über Staatsgeheimnisse angeklagt worden.
10 Jahre Haft wegen Film von Protestaktion
Auch Vicky Bowman, eine ehemalige britische Gesandte, wurde begnadigt. Bowman war Anfang September wegen mutmasslicher Verstösse gegen Einwanderungsbestimmungen zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Ihr myanmarischer Ehemann, der Künstler Htein Lin, wurde der Beihilfe beschuldigt und ebenfalls zu einem Jahr Haft verurteilt.
Erst im Oktober war auch der japanische Journalist und Filmemacher Toru Kubota zu insgesamt zehn Jahren Haft wegen Volksverhetzung und Verstössen gegen die Kommunikations- und Immigrationsgesetze verurteilt worden. Der Dokumentarfilmer war festgenommen worden, nachdem er eine Protestaktion in der grössten Stadt Yangon gefilmt hatte.
Suu Kyi bleibt in Einzelhaft
Seit dem Putsch und der Entmachtung von De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi regiert die Junta mit eiserner Faust. Das Militär geht hart gegen jeden Widerstand vor. Auch Ausländer sind im Visier der Generäle. Suu Kyi sitzt in einem Gefängnis in Einzelhaft und muss sich wegen immer neuer Vorwürfe vor Gericht verantworten. Menschenrechtler sprechen von Schauprozessen.