Heute ist Internationaler Frauentag. Und ein Land, in dem dieser Tag eine ganz besondere Bedeutung hat, ist Spanien.
Im ganzen Land wird gestreikt. Für den Abend sind Demonstrationen mit Hunderttausenden Frauen angesagt. Dem Grund für die Kundgebungen kann man an einem ganz besonderen Ort mitten in der Altstadt von Madrid auf die Spur kommen.
Die Sonne scheint durchs Schaufenster. Als sich die Tür öffnet, weht ein kühler Luftzug hinein. Es riecht nach Leim, nach Papier. So gar nicht nach Schlachtfeld.
Und doch ist dieser Ort genau das: ein Ort des Kampfes, trotz der friedlichen Stimmung. Die «Librería Mujeres», die «Buchhandlung der Frauen» in der Calle de San Cristóbal ist eine der bedeutendsten Bastionen der spanischen Frauenbewegung.
Dunja steht hinter dem Ladentisch. Sie ist dreissig Jahre alt, hat dunkle Locken, dunkle Augen – und einen Doktortitel in Gender Studies. Für sie sei diese Buchhandlung ein «Tempel», sagt sie. Ein heiliger, ein legendärer Ort. Schon als kleines Mädchen sei sie regelmässig hergekommen, zusammen mit ihrer Mutter.
Ein Ausgangspunkt für den Feminismus in Madrid
Neben den Klassikern der feministischen Literatur stehen auch Kinderbücher in den Regalen. Darin werden Geschichten erzählt. Statt über Christoph Kolumbus über Isabel Barreto, eine spanische Seefahrerin aus dem 16. Jahrhundert. Oder statt über Gabriel Garcia Marquez über Gabriela Mistral, die erste spanisch-sprachige Literatur-Nobelpreisträgerin.
Wenn man eine Karte des Feminismus in Madrid zeichnen wolle, sagt Dunja, dann tue man gut daran, hier anzufangen.
Herangewachsen in der Franco-Diktatur
Vor 40 Jahren wurde die «Libreria Mujeres» gegründet. Heute liegt sie mitten in der Touristen-Zone, eingeklemmt zwischen einer Tapas-Bar und einem Souvenir-Shop. Manuela Carmena, die aktuelle Bürgermeisterin von Madrid, gehört zu den Gründerinnen.
Allesamt Frauen, die unter der Diktatur von Francisco Franco aufwuchsen – und denen eine ganz klare Rolle zugewiesen wurde: jene der Mutter und der Ehefrau, die zufrieden, glücklich sein sollte, natürlich. Aber bitte so, wie der Staat, die Gesellschaft es für sie vorsahen.
Tausend Gründe für einen Streik
Und heute? Es gebe tausend Gründe um zu streiken und auf die Strasse zu gehen, sagt Dunja. Sie wiederholt damit einen der Slogans des diesjährigen 8. März. «Wenn wir still stehen, steht die Welt still», heisst ein zweiter Slogan.
Und tatsächlich: Der Betrieb der Madrider Metro wird heute auf ein Minimum heruntergefahren. Fernseh-, und Radio-Sendungen fallen aus oder werden von männlichen Kollegen produziert. Fabriken, Büros, Geschäfte im ganzen Land bleiben geschlossen.
Auch ein kleiner Laden mit einer grossen Geschichte in der Calle de San Cristóbal.