- Italien leistet sich ein nationales Parlament, das aus stattlichen 945 Sitzen besteht – das sind mehr als jedes andere Land vergleichbarer Grösse.
- Um gut ein Drittel soll die Zahl nun schrumpfen. Dem nächsten Parlament werden also nur noch 600 Abgeordnete und Senatoren angehören.
- Das Sparpotenzial beträgt schätzungsweise 100 Millionen Euro pro Jahr.
Sparen bei den Parlamentariern, den sogenannten Onorevoli, ist ein äusserst populäres Anliegen in Italien. Und tatsächlich ist nicht nur die Zahl der Parlamentarier hoch, auch deren Löhne sind im Vergleich zu den italienischen Normalverdienern sehr hoch: Ein italienischer Primarlehrer verdient etwa 1400 Euro im Monat, ein Senator rund zehnmal mehr, also etwa 14'000 Euro.
Das weckt schon länger Neid. Der ehemalige sozialdemokratische Premierminister Matteo Renzi wollte deshalb bereits Sessel aus den beiden Parlamentspalästen im Zentrum Roms entfernen lassen.
Und auch die Cinque Stelle wollten seit jeher warmgesessene, gut gepolsterte Poltrone – auf Deutsch: Sessel – abmontieren lassen. Dieses Anliegen gehört sogar zur DNA der vom Komiker Beppe Grillo gegründeten Protestbewegung.
Selbst die Opposition stimmte dafür
Nun hat das Parlament aufgrund einer Initiative der Cinque Stelle seiner Selbstbeschneidung mit grossem Mehr zugestimmt. Selbst die Opposition, die sonst stets strikt gegen die Regierung stimmt, sah sich bei einem so populären Anliegen gezwungen, mitzunicken.
Es gibt aber auch Kritiker, die sagen: «Schaut bitte nicht nur aufs liebe Geld, auf die niederen Instinkte, auf den billigen Effekt.» Denn ein kleineres Parlament verursacht auch Probleme: Bevölkerungsarme Regionen wie Molise, die Basilicata oder die Marken sind nur noch mit einigen wenigen Sitzen im Senat vertreten. Ihre Stimme droht marginalisiert zu werden.
Anpassung des Wahlgesetzes gefordert
In vielen Wahlkreisen sind nun nur noch einige wenige Sitze zu vergeben; zwei, drei oder vier. In solch kleinen Wahlkreisen haben daher nur noch die grossen Parteien überhaupt eine Chance, ein Mandat zu gewinnen.
Darum wurde sofort der Ruf laut, nun auch das Wahlgesetz zu ändern, neue Wahlkreise zu schaffen. Überhaupt müsse man sich überlegen, ob Italien tatsächlich zwei Parlamentskammern brauche. Und so ist Italien wieder einmal in eine ganz umfassende Verfassungsdebatte hineingeschlittert.
Und das kann dauern. Oft versanden solche Debatten irgendwann. Doch etwas ist ab heute anders: Es ist dieser tiefe Schnitt. Rund einen Drittel Sitze wird es bei der nächsten Wahl weniger zu verteilen geben, das ist nun Gesetz.