- Ein Mitbegründer des Mitteilungsdienstes Whatsapp, Jan Koum, verlässt den Facebook-Konzern.
- US-Medienberichten zufolge hat ein Konflikt über den Schutz von Nutzerdaten den Zwist ausgelöst.
- Im Jahr 2017 hatte bereits Brian Acton, der andere Gründer von Whatsapp, den Konzern verlassen.
«Es ist Zeit für mich, weiterzuziehen», schreibt Jan Koum auf seiner Facebook-Seite. Gründe für seinen Abgang gibt er nicht an. Er werde in Zukunft «zum Beispiel seltene luftgekühlte Porsches sammeln», Frisbee spielen und ein Leben jenseits der Technologie führen. Koum war 1992 aus der Ukraine mit seiner Mutter und seiner Grossmutter ins Silicon Valley gekommen.
Mit seinem Abgang hat nun auch der zweite Gründer des Kommunikationdienstes Whatsapp den Mutterkonzern Facebook verlassen. Brian Acton und Koum hatten Whatsapp im Jahr 2014 an den Konzern Facebook verkauft, hatten sich für das Unternehmen aber Unabhängigkeit zusichern lassen. So konnte Whatsapp weiter ohne Werbung betrieben werden, und die Nutzerdaten der beiden Dienste blieben komplett getrennt.
Schon vor vier Jahren, als Whatsapp von Facebook gekauft wurde, hat man sich gefragt, wie Facebook den Kaufpreis von 20 Milliarden Dollar wieder hereinholen will.
Nicht mehr vollkommen unabhängig
Das hat sich allerdings in der Zwischenzeit geändert. Nach Angaben des Unternehmens gleichen die beiden Dienste inzwischen Telefonnummern ab, um Spam herauszufiltern. Die prinzipielle Ablehnung von Werbung auf Whatsapp erschwerte es Facebook, mit Whatsapp Geld zu verdienen. Doch dies sei offenbar nicht der Hauptstreitpunkt gewesen, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Samuel Emch sagt.
«Laut einem Bericht der Washington Post gab es einen Konflikt zwischen Koum und Facebook, weil Facebook die Verschlüsselung der Nachrichten lockern wollte», sagt Emch. Facebook habe Zugriff auf private Daten der Whatsapp-Nutzer erlangen wollen. «Ob das aber der Grund für den Abgang von Jan Koum ist, ist nicht klar.»
Zwei verschiedene Geschäftsmodelle
Whatsapp und Facebook hätten grundsätzlich ein anderes Geschäftsmodell praktiziert, sagt Emch. «Für den Whatsapp-Dienst musste man lange bezahlen, dafür gab es keine Werbung auf der Nachrichten-App.» Facebook hingegen generiert seinen Gewinn damit, die Daten von Nutzern zu sammeln, zu analysieren und sie Werbetreibenden zu verkaufen.
«Schon vor vier Jahren, als Whatsapp von Facebook gekauft wurde, hat man sich gefragt, wie Facebook den Kaufpreis von 20 Milliarden Dollar wieder hereinholen will», sagt Emch. Das habe man sich vor allem auch deshalb gefragt, weil sich damals die zwei Gründer dafür ausgesprochen hätten, keine Werbung auf der App haben zu wollen.
Wie geht es weiter?
Nun sind die zwei Verfechter eines werbefreien Kommunikationsdienstes nicht mehr im Unternehmen. «Werbung zwischen den Whatsapp-Nachrichten wird es wohl so rasch keine geben», sagt Emch, aber auf die Daten der Nutzer werde Facebook wohl relativ schnell Zugriff haben.