Kelvin Lam ist müde, die letzten Nächte hat er kaum geschlafen. Lam schlendert an kleinen Geschäften und Cafés im Hongkonger Stadtzentrum vorbei. Am 1. Januar beginnt sein neuer Job als Bezirksrat.
Die Freude am Wahlsieg ist ihm immer noch anzumerken. Doch Lam macht sich auch Sorgen. «Unser Erdrutschsieg könnte dazu führen, dass die chinesische Regierung vorsichtiger wird», sagt er. Lam befürchtet, dass sie die Demokratie jetzt erst recht als etwas Schlechtes ansehen werde. «Etwas, das sie in Hongkong nicht vollständig umsetzen möchte.»
Die Angst vor Peking
Das allgemeine Wahlrecht in Hongkong ist eine der zentralen Forderungen der Demokratiebewegung, die seit Monaten fast täglich in den Strassen der Millionenstadt demonstriert. Die Hongkonger Bevölkerung soll ihre Regierungschefin selbst wählen dürfen – ob Peking das zulassen wird?
Jetzt, nachdem sich die grosse Mehrheit der Hongkonger bei den Bezirksratswahlen gegen pekingtreue Kandidatinnen und Kandidaten entschieden hat, ist Lam skeptisch. «China wird wohl versuchen, unsere politischen Freiheiten weiter einzuschränken.» Davor fürchte er sich.
Der Weg der Aktivisten ist noch lang
Lams Sorge ist nicht unbegründet. Nach der Demokratiebewegung 2014, den sogenannten Regenschirm-Protesten, griff die chinesische Zentralregierung in Hongkong noch härter durch. So wurden seither gleich mehrere chinakritische Kandidatinnen und Kandidaten von den Behörden disqualifiziert.
Trotz des grossen Wahlsieges haben die Aktivistinnen und Aktivisten ihr Ziel eines demokratischen Hongkongs noch lange nicht erreicht.