- Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat in Wilhelmshaven das erste Flüssigerdgas-Terminal Deutschlands eröffnet.
- Der Bau wurde in rund zehn Monaten fertiggestellt.
- Deutschland will so unabhängiger von russischer Energie werden.
«Unser Land kann Aufbruch und Tempo», sagte der SPD-Politiker Olaf Scholz am Samstag bei der Einweihungszeremonie. «Das ist jetzt das neue Deutschland-Tempo, mit dem wir Infrastruktur voranbringen. Und es soll Vorbild sein, nicht nur für diese Anlage, sondern noch für viele, viele andere», führte er weiter aus.
Insofern sei es ein guter Tag für Deutschland, ein gutes Zeichen auch an die ganze Welt, dass die deutsche Volkswirtschaft in der Lage sein werde, weiter wirtschaftlich stark zu sein, zu produzieren und mit dieser Herausforderung umzugehen.
Das schwimmende Terminal vor der niedersächsischen Nordseeküste soll dazu beitragen, die durch ausbleibende Lieferungen aus Russland entstandene Lücke bei der Gasversorgung Deutschlands zu schliessen. Scholz sagte dann auch, dass das Terminal ein «ganz, ganz wichtiger Beitrag» für die Sicherheit sei.
Chemische Umwandlung auf einem Schiff
Herzstück des Terminals ist das fast 300 Meter lange Spezialschiff «Höegh Esperanza», das künftig das von Tankschiffen angelieferte, verflüssigte Erdgas in den gasförmigen Zustand umwandeln und in das deutsche Gasnetz einspeisen soll.
Scholz eröffnete das Terminal vom Ausflugsschiff «Helgoland» aus, das normalerweise Touristen transportiert. Rund 400 Gäste nahmen an dem Festakt auf dem Schiff teil.
LNG-Ausbau noch nicht beendet
Vier weitere Terminals sollen bis Ende nächsten Jahres entstehen: jeweils eines in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein), Stade (Niedersachsen) und Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) – zudem ein weiteres in Wilhelmshaven. Sie können nach Angaben des Wirtschaftsministeriums zusammen ein Drittel der für die Versorgung Deutschlands benötigten Erdgasmenge aufnehmen.
Den Startschuss für die Errichtung der Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel hatte Scholz drei Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 27. Februar in seiner inzwischen als historisch angesehenen «Zeitenwende»-Rede im Bundestag gegeben.
Auch Olaf Scholz scheint sich heute daran zu erinnern. «Als wir gesagt haben, dass hier zum Beispiel in Wilhelmshaven ein solches Terminal noch in diesem Jahr entstehen soll, haben viele gesagt, das sei niemals möglich, das werde niemals gelingen. Und: Das Gegenteil ist wahr», sagte Scholz.
Schliesslich dankte Scholz am Anlass, an welchem auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) anwesend waren, den Arbeitern, Ingenieurinnen, Unternehmen und Behörden.