- Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel ist am späten Freitagabend in Berlin gelandet. Ein paar Stunden zuvor hatte ihn ein türkisches Gericht nach einem Jahr überraschend aus der Untersuchungshaft entlassen.
- Noch in der Nacht liess der «Welt»-Korrespondent Yücel eine Videobotschaft über Twitter verbreiten, in der er die Türkei kritisiert. Er habe immer noch keine Anklage gesehen.
- Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim sieht die deutsch-türkischen Beziehungen nun auf dem Weg der Normalisierung.
Das Verfahren gegen Yücel in der Türkei geht allerdings weiter. Ihm drohen dort bei einer Verurteilung zwischen 4 und 18 Jahre Haft. «So wie meine Verhaftung nichts mit Recht und Gesetz und Rechtsstaatlichkeit zu tun hatte, hat auch meine Freilassung nichts mit alledem zu tun», sagt der Journalist sichtlich bewegt in der Video-Botschaft, die auf dem Twitter-Account «Freundeskreis #FreeDeniz» verbreitet wird.
Yücel erinnert auch daran, dass immer noch viele Kollegen in der Türkei in Haft sitzen. Er habe seinen Zellennachbarn zurückgelassen, einen türkischen Journalisten, der nur wegen seiner journalistischen Tätigkeit in Haft sitzt – «und viele andere Journalisten, die nichts anderes getan haben, als ihren Beruf auszuüben.»
Der deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel betonte, für die Freilassung seien der Türkei keine Gegenleistungen zugesagt worden. Ankara hätte auch keine gefordert. Premier Yildirim appellierte an die Bundesregierung, die Auseinandersetzungen der vergangenen Monate zu begraben. «Einzelfälle wie der von Deniz Yücel sind nicht in der Lage, unsere Beziehungen zu stören oder gänzlich zu zerstören», erklärte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.