- Den zwölften Tag in Folge bebt die Erde nordöstlich der Ägäis-Insel Santorini unablässig.
- Allein in den letzten drei Tagen gab es dem Athener Institut für Geodynamik zufolge rund 550 mittelschwere Erdstösse.
- Von den rund 16'000 Einwohnerinnen und Einwohnern Santorinis soll mehr als ein Drittel nach Athen und zu anderen Orten auf dem Festland geflohen sein, berichten griechische Medien.
- Die Vorkehrungen beim Katastrophenschutz laufen auf Hochtouren.
Der Ansturm auf die Fähr- und Flugtickets auf Santorini war und bleibt gross. Fluglinien haben Sonderflüge eingerichtet, auch zusätzliche Fähren sollen fahren.
«Ich habe seit Tagen nicht geschlafen, die Kinder und die Frauen weinen, es bebt alle fünf Minuten», sagte ein Mann, der einen Platz auf der Fähre Blue Star 1 nach Athen ergattert hatte, zu Journalisten.
«Flüchtling im eigenen Land»
Fernsehbilder zeigten vollgepackte Autos mit fliehenden Menschen. «Ich fühle mich wie ein Flüchtling im eigenen Land», klagte eine Frau. Die Fähre mit 1600 Plätzen war voll belegt.
Allein von den rund 16'000 Einwohnerinnen und Einwohnern Santorinis soll mehr als ein Drittel nach Athen und zu anderen Festlandsorten geflohen sein, berichten griechische Medien. In der Nacht wurden erneut zahlreiche Erdstösse gemessen. Der stärkste erreichte eine Stärke von 4.9.
Erdbeben nicht ungewöhnlich – aber Häufung schon
Allein in den letzten drei Tagen wurden in der Region mehr als 550 Beben mit Stärken zwischen 3 und 4.9 registriert. Kleinere Erschütterungen sind kaum mehr zählbar. Während solche Beben auf Santorini nicht ungewöhnlich sind, ist die enorme Häufung gefährlich. Besonders gefährdet sind Häuser, die an den steilen Kraterrändern der Insel gebaut wurden. Sie könnten bei den anhaltenden Erschütterungen abrutschen, befürchten die Einwohner.
Der griechischen Erdbebenbehörde (OASP) zufolge könnten die Beben noch mehrere Tage oder sogar Wochen anhalten. «Die Besonderheit der aktuellen seismischen Aktivität liegt darin, dass bislang kein Beben beobachtet wurde, das als Hauptbeben bezeichnet werden könnte», sagte OASP-Chef Efthimis Lekkas gegenüber Medien.
Sorgen bereitet den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, dass durch die andauernden Beben der grosse Vulkan Kolombos aktiviert werden könnte, der nordöstlich der Insel unter Wasser liegt. Er hatte im Jahr 1650 bei einer gewaltigen Eruption schwere Schäden im gesamten östlichen Mittelmeer angerichtet.
Supermärkte und Geschäfte zum Grossteil offen
Die Schulen nicht nur auf Santorini, sondern auch auf den Inseln Anafi, Ios und Amorgos in der Erdbebenregion bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Supermärkte, Geschäfte, Unternehmen und Tavernen sind zum Grossteil geöffnet.