Das Wichtigste in Kürze
- Mark Zuckerberg beantwortete die Fragen des US-Kongresses überraschend souverän.
- Die Angriffslust vieler Senatoren wurde zudem von mangelnder Sachkenntnis gebremst.
- Dies führte zu teilweise wirren Fragen.
- Der Facebook-Chef signalisierte auch, dass das weltgrösste Online-Netzwerk eine Bezahlvariante ohne Werbung bekommen könnte.
Es war eine einfache Frage, mit der US-Senator Dick Durbin den Wert der Privatsphäre an Facebook-Chef Mark Zuckerberg persönlich demonstrierte. «Mister Zuckerberg, würden Sie sich wohl damit fühlen, uns mitzuteilen, in welchem Hotel Sie die vergangene Nacht verbracht haben?», fragte der 73-jährige Demokrat aus Illinois in der zweiten Stunde der Anhörung zum aktuellen Datenskandal.
«Um… Äh…», entgegnete der überraschte Tech-Milliardär und schien kurz zu überlegen, ob er die Frage beantworten soll, bevor er sie vorsichtig lächelnd mit einem «Nein» quittierte.
Würden Sie uns sagen in welchem Hotel Sie die vergangene Nacht verbracht haben?
Für Zuckerberg und seinen Konzern stand bei der Anhörung enorm viel auf dem Spiel: Der Datenmissbrauchsskandal berührt den Kern des Geschäftsmodells von Facebook, das auf massiven Datensammlungen über seine Nutzer beruht.
Gesetzgeber am Zug
Die Senatoren zeigten sich skeptisch, ob man ohne eine striktere Regulierung für Online-Plattformen auskommen könnte. Der Republikaner John Kennedy aus Louisiana befürchtet, dass sowohl die Datenschutz- als auch die Propaganda-Probleme «zu gross sind, als dass Facebook sie lösen könne». Auch der Top-Demokrat im Handelsausschuss des Senats, Bill Nelson, sieht die Gesetzgeber am Zug.
Doch auch wenn die über 40 Senatoren den 33-jährigen Facebook-Chef hart rannehmen wollten, wurden sie dabei oft von ihrem lückenhaften Wissen über Funktionsweise und Geschäftsmodell von Facebook ausgebremst.
Wirre Fragen der Senatoren
«Mein Team wird sich bei ihnen melden», vertröstete Zuckerberg die Senatoren mehr als ein Dutzend Mal. Zum Beispiel als es um die Frage ging, ob Facebook weiter Daten über die Aktivität der Nutzer sammele, nachdem sie sich auf einem Gerät ausgeloggt haben. Es war aber auch sein Hintertürchen, um mancher wirr oder unverständlich formulierten Frage konfliktfrei aus dem Weg zu gehen.
Bei anderen fragte er eiskalt nach, was eigentlich gemeint sei – und einige Politiker, die ganz offensichtlich Fragen von ihren in Online-Dingen versierteren Mitarbeitern aufschreiben liessen, gerieten ins Trudeln.
Überraschend souveräner Auftritt
Zuckerberg galt lange als jemand, der nicht so gut mit dem Druck kontroverser Fragen in der Öffentlichkeit klarkommt. Als Beispiel dafür dient oft sein Auftritt auf der Konferenz des Technologieblogs «All Things D» vor acht Jahren.
Damals lief ihm der Schweiss das Gesicht herunter, bis er schliesslich den Kapuzenpulli ablegen musste. Doch seitdem brachte Zuckerberg Facebook an die Börse, sammelte Erfahrung als Konzernlenker, wurde zweifacher Vater und steuert das Online-Netzwerk durch die wohl schwerste Krise. Nun zeigte er, dass er US-Politikern ganz gut standhalten kann.
Eine Bezahl-Variante von Facebook?
Der Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat zudem erstmals signalisiert, dass das weltgrösste Online-Netzwerk eine Bezahl-Variante ohne Werbung bekommen könnte. «Es wird immer eine kostenlose Version von Facebook geben», sagte Zuckerberg auf entsprechende Nachfragen bei einer Anhörung im US-Senat und deutete mit dieser Wortwahl Alternativen an.
Zudem räumte der Firmengründer Fehler ein – und sicherte mehr Datenschutz zu. Facebook habe das Ausmass seiner Verantwortung nicht erkannt, sagte Zuckerberg. «Das war ein grosser Fehler. Es war mein Fehler», sagte er in einem etwa fünfminütigen Eingangsstatement bei seiner Anhörung.