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Aus SRF 4 News aktuell vom 26.04.2017.
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Zufluchtsstädte für Illegale «Die Kriminalitätsrate in Sanctuary Cities ist tiefer»

60 US-Städte haben sich mit illegalen Einwanderern solidarisiert und erfolgreich gegen ein Dekret von Präsident Trump gewehrt. Was sie antreibt, weiss Politologe Christian Lammert.

SRF News: Was sind «Sanctuary Cities»?

Christian Lammert: Das sind Städte und Gemeinden, die allen Bewohnern – also auch solchen, die sich dort illegal aufhalten – Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen bieten. So wollen sie verhindern, dass die Sanspapiers isoliert werden. Das Konzept der sogenannten Zufluchtsstädte ist schon in den 1970er-Jahren entstanden.

Sanspapiers sind in Zufluchtsstädten zwar auch illegal, aber sie können Gesundheitsversorgung beanspruchen und ihre Kinder zur Schule begleiten.

Wie sieht der Alltag illegaler Einwanderer in einer Sanctuary City aus?

Man muss damit beginnen, was sie in anderen Städten entbehren müssen: Dort sind sie nämlich im Zustand der Illegalität. Sie können ihre Kinder, die zum Teil legal dort leben, nicht zur Schule begleiten. Wenn sie krank sind, können sie sich nicht bei den Gesundheitsbehörden melden, sie laufen Gefahr, von ihren Arbeitgebern ausgebeutet zu werden, da sie keinen Rechtsschutz haben. Genau das versuchen die Sanctuary Cities zu verhindern. Sanspapiers sind dort zwar auch illegal, aber sie können zu den städtischen Behörden gehen, Gesundheitsversorgung beanspruchen und ihre Kinder zur Schule begleiten. Zudem können sie auch die Dienstleistungen der Polizei in Anspruch nehmen, ohne dabei Gefahr zu laufen, von ihr beim Bund gemeldet zu werden und so eine Ausweisung zu riskieren.

Studien zeigen, dass die Kriminalität in den Zufluchtsstädten tiefer ist als anderswo.

Was hat eine Stadt davon, illegalen Einwanderern Zuflucht zu bieten?

Das ist natürlich auch ein politisches Signal. Hinter der Bewegung, die in Los Angeles entstanden ist, steht die Erkenntnis, dass es sich bei den nicht dokumentierten Einwanderern um Opfer handelt, die Schutz brauchen. Flüchtlingsolidarische Aktionsgruppen handelten damals mit den kommunalen Behörden aus, wie man den Illegalen die Last erleichtern könnte.

Die Gesundheit der Illegalen ist in den Sanctuary Cities besser, weil sie mit einem Arztbesuch keine Deportation riskieren.

Gibt es auch handfeste Interessen der Städte, etwa billige Arbeitskräfte?

Natürlich gibt es positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, wie verschiedene Studien zeigen. Aber auch andere Regionen in den USA profitieren von illegalen Arbeitskräften, die zum Teil weit unter dem Mindestlohn arbeiten. Das hat also nichts mit Sanctuary Cities zu tun. Doch Studien zeigen, dass die Kriminalitätsrate in den Zufluchtsstädten tiefer ist als anderswo. Das hat damit zu tun, dass sich die Sanspapiers dort nicht in die Illegalität abgedrängt fühlen und dann – um überhaupt über die Runden zu kommen – zum Teil kriminell werden. Auch die Gesundheit der Illegalen ist in den Sanctuary Cities besser, weil sie mit einem Arztbesuch keine Deportation riskieren. Es hat also viele positive Effekte für die Wirtschaft, aber vor allem auch für die illegalen Einwanderer.

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