Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat noch nie einen Hehl aus seiner Bewunderung für Wladimir Putin gemacht: «Putin sagte nette Sachen über mich. Wäre es nicht schön, wenn wir mit Russland eng zusammenarbeiten würden?» Oder auch: «Ich lernte Putin bei der Aufnahme einer ‹60 Minutes›-Fernsehsendung kennen. Wir hatten zusammen einen sehr guten Auftritt!»
Putin schmeichelt Trump. Und Trump ist entzückt. Ukraine-Krise? Kein Problem für Trump. Die Krim als russisches Gebiet anerkennen? «Da denk ich gern mal drüber nach», sagt Trump. Nato-Schutz für die baltischen Staaten? «Das muss nicht zwingend sein». Mit Putin in Syrien gegen den IS kämpfen? Für Trump ebenfalls eine grossartige Idee.
Der Präsidentschaftskandidat, der zur Spionage aufruft
Solche Töne ist sich Putin von den USA nicht gewöhnt. Die Beziehungen zur Obama-Regierung sind seit längerem auf einem Tiefpunkt. Und so erstaunt es nicht, dass sich die Anzeichen mehren, dass ausgerechnet russische Hacker oder sogar der russische Staat hinter dem jüngsten Angriff auf die Computer der Demokratischen Partei stecken. Die veröffentlichten Dokumente schaden Hillary Clinton und helfen Donald Trump.
Dass sich Putin mit den Dokumenten für die freundlichen Worte revanchiere, sei an den Haaren herbeigezogen, wehrte sich Trump für seinen Freund. Und er ging noch einen Schritt weiter: Er rief die Russen auf, die 30‘000 E-Mails von Hillary Clinton zu finden, die von ihrem privaten E-Mail-Server verschwunden sind.
Ein Präsidentschaftskandidat, der einen fremden Staat offen zur Spionage aufruft – diese Verbrüderung ging dann selbst vielen Republikanern zu weit. Ehemalige CIA-Direktoren schlagen Alarm. Und es wird offen darüber diskutiert, ob Trump die üblichen Sicherheitsbriefings für Präsidentschaftskandidaten erhalten soll. Die Vertraulichkeit sei nicht gesichert.
Trump: «Alles nur Sarkasmus»
Trump stahl Hillary Clinton diese Woche zusammen mit Putin also viel Medienaufmerksamkeit. Doch nun rudert er wie so oft zurück. Heute sagte er gegenüber Fox-News, er sei mit seinem Aufruf zur Spionage bloss sarkastisch gewesen. Die Gegner Trumps geben sich damit nicht zufrieden.
Trumps Verhalten zeige, wie sehr er die Komplexität der Situation verkenne, sagte zum Beispiel Madeleine Albright, die frühere Aussenministerin von Bill Clinton. Er vergesse, dass jemand zuhöre.