Zum Inhalt springen

Zwei Drinks pro Passagier Ryanair fordert strengere Alkoholregeln an Flughäfen

Ryanair möchte den Alkoholausschrank an Flughäfen pro Passagier begrenzen. Das sagen Schweizer Fluggesellschaften dazu.

Worum geht es? Die irische Billigfluglinie Ryanair fordert die europäischen Behörden auf, den Verkauf von alkoholischen Getränken an Flughäfen in ganz Europa auf zwei Getränke pro Passagierin oder Passagier zu beschränken. Die Kontrolle solle, analog zum Verkauf beim Duty-free-Shop, mittels Boardingkarte erfolgen.

Warum fordert Ryanair strengere Regeln? Im April 2024 führte das Verhalten eines mutmasslich stark alkoholisierten Gastes zu einer Reiseunterbrechung und zu Zusatzkosten für das Unternehmen. Gemäss dem Unternehmen musste das Flugzeug nach Porto in Portugal umgeleitet werden, wo Besatzungsmitglieder und über 160 andere Passagiere über Nacht aufgehalten wurden. Ryanair hat eine Klage gegen den Fluggast eingeleitet und ihn auf 15'000 Euro verklagt.

Flughafenbar.
Legende: Getty Images/visualspace (Symbolbild)

Ist die Forderung durchsetzbar? «Man muss diskutieren, ob eine solche Regelung überhaupt durchführbar wäre», erklärt Edelweiss-Mediensprecher Andreas Maier. Nach der Sicherheitskontrolle, also bevor die Passagiere einsteigen, sei die Kontrolle höchstwahrscheinlich möglich. Davor aber werde es komplizierter: «In den Restaurants, um den Flughafen herum, beim Duty-free – an diesen Bereichen ist es beinahe unmöglich, diese Regelung durchzusetzen», so Maier.

Gibt es viele alkoholisierte Passagiere auf Flügen? Maier erklärt, dass es selbstverständlich auch auf Edelweiss-Flügen zu Zwischenfällen mit alkoholisierten Passgieren komme. Die Bandbreite gehe von Ausfälligkeiten bis hin zu sogenannten «Unruly-Passagieren», welche man nach dem Flug dem zuständigen Amt im jeweiligen Land übergeben müsse. «Wir stellen aber fest, dass die Anzahl konstant und keine Zunahme zu beobachten ist.» Auch die Fluggesellschaft Swiss bestätigt gegenüber SRF News, dass es sich bei alkoholisierten Passagieren um Einzelfälle handle.

Welche Vorsichtsmassnahmen treffen Fluggesellschaften? «Es gibt für Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter viele Touchpoints, bei welchen sie solche Passagiere bereits vor dem Flug identifizieren können», erklärt Edelweisssprecher Andreas Maier. Möchte beispielsweise ein stark alkoholisierter Passagier das Flugzeug besteigen, erhalte die Crew bereits vor dessen Betreten der Fluggastbrücke einen Anruf, um frühzeitig eingreifen zu können. «Jeder Flugpassagier wird von unserer Crew beim Einsteigen genau angeschaut.» Bei Edelweiss ist der Alkohol in der Economy zudem kostenpflichtig. Auch dies sei ein Mittel zur Kontrolle, so Maier.

Wie gehen Fluggesellschaften mit alkoholisierten Passagieren um? Edelweiss sowie Swiss erklären, dass ihr Personal im Umgang mit alkoholisierten Gästen geschult werde, und der Hauptfokus auf Deeskalation liege. «Wie viel ein Mensch verträgt, ist sehr individuell», sagt Maier. Falls die Fluggesellschaften bemerken, dass ein Gast bereits viel intus habe, würden sich beide die Möglichkeit nicht vorenthalten, keinen Alkohol mehr an die betroffenen Passagiere auszuschenken. Falls die Deeskalation nicht gelinge, wendet Swiss gemäss Mediensprecherin Silvia Exer-Kuhn folgende Massnahmen an: Zuerst gibt es eine mündliche Verwarnung, danach eine schriftliche. Sollten diese Massnahmen nicht genügen, würde der jeweilige Störenfried bei Ankunft an die Polizei übergeben.

SRF 4 News, 14.1.2024, 16:50 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel