Tropensturm «Oscar» erreicht Kuba: Im Osten Kubas ist Sturm «Oscar» auf Land getroffen. Laut dem US-Hurrikanzentrum wurde er mittlerweile von einem Hurrikan auf einen Tropensturm heruntergestuft. Am späten Sonntagabend (Ortszeit) wurden Windstärken von 110 Kilometern pro Stunde gemessen. Kubanische Medien berichteten von mehr als zwei Meter hohen Wellen, Schäden an Hausdächern und Wänden sowie von örtlichen Überschwemmungen. Nach Vorhersagen des Hurrikanzentrums wird sich der Sturm über den Osten und Norden der Insel bewegen und abschwächen.
Das ist passiert: Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) ist Kubas Stromnetz erneut zusammengebrochen – Stunden nachdem erste Fortschritte bei der Wiederherstellung der Versorgung gemeldet worden waren. Millionen Menschen verbrachten hierauf die Nacht im Dunkeln, sensible Einrichtungen wie Spitäler oder Hotels behalfen sich mit Notstrom. Der staatliche Stromversorger UNE arbeite weiter daran, die Versorgung auf der Karibikinsel wiederherzustellen, teilten die Behörden mit.
Das war die Ursache: Am Freitag war das wichtige thermische Kraftwerk Antonio Guiteras vom Netz gegangen. Dies habe zu einem allgemeinen Stromausfall im Land geführt, hatte das Energieministerium erklärt. Mehrere andere Kraftwerke waren wegen ihres schlechten Zustands bereits ausser Betrieb.
Das ist der Kontext: Kuba steckt in einer der schwersten Wirtschaftskrisen seit der Revolution um Fidel Castro von 1959. Wegen des schlechten Zustands der veralteten Infrastruktur gehen in Kuba regelmässig die thermischen Kraftwerke vom Netz und müssen notdürftig repariert werden. Stromausfälle gehören im ganzen Land zum Alltag.
Das macht die Regierung: Noch vor dem totalen Stromausfall stellte Ministerpräsident Manuel Marrero Donnerstagnacht in einer Fernsehansprache Massnahmen vor, um Strom und Sprit zu sparen. Aktivitäten, die nicht unbedingt nötig seien, sollten eingestellt werden. Dass die Ansprache Marreros wegen technischer Probleme zwei Stunden verzögert begann und der Ministerpräsident im TV schlecht bis gar nicht zu verstehen war, nahmen viele Kubanerinnen und Kubaner zum Anlass für Spott und Zorn in sozialen Medien. Für viele veranschaulichte der missglückte Auftritt die Inkompetenz der Regierung.
Deshalb sollen die USA schuld sein: Präsident Miguel Díaz-Canel schrieb auf X, der «Wirtschaftskrieg» der USA sei die Hauptursache für Kubas «Energienotstand», weil er es dem Karibikstaat erschwere, Kraftstoff und andere für die Stromerzeugung nötigen Dinge zu importieren. Die autoritär regierenden Kommunisten machen die amerikanischen Sanktionen für viele Probleme auf Kuba verantwortlich. Das US-Handelsembargo gegen Kuba besteht seit mehr als 60 Jahren.
Darum sind die Probleme auch hausgemacht: Für die aktuelle Wirtschaftskrise gibt es auch andere Gründe: zu wenig Tourismus, geringere Unterstützung durch das verbündete Venezuela wegen der dortigen Krise und nicht zuletzt die ineffizient organisierte Wirtschaft. Fast alles muss importiert werden – selbst das wichtige Erzeugnis Zucker reicht nicht mehr für den internen Bedarf. Es fehlt dem Einparteienstaat aber an Devisen. Neben Lebensmitteln und Kraftstoff sind unter anderem auch Medikamente knapp. Massenhaft verlassen die Kubaner das Land. Allein in den Jahren 2022 und 2023 schrumpfte die Bevölkerung nach offiziellen Zahlen um fast zehn Prozent.