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Nach dem Grossfeuer lähmt der Strommangel Kuba
Aus SRF 4 News aktuell vom 12.08.2022. Bild: Reuters/Alexendre Meneghini
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Stromausfälle in der Hitze «Die Menschen in Kuba sehen kein Licht am Horizont»

In Kuba fällt nach dem Brand eines Treibstofflagers nach einem Blitzeinschlag seit Tagen schwarzer Regen vom Himmel. Vor allem aber verschärft der Unfall die Energiekrise auf der Insel.

Es herrsche grosse Hoffnungslosigkeit in der Bevölkerung, nachdem dieser schon die Pandemie grosse Opfer abgerungen hatte, sagt der Journalist Oscar Alba in Kuba.

Oscar Alba

Freier Journalist in Kuba

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Oscar Alba ist ein unverbindliches Pseudonym für einen westlichen Journalisten, der in Kuba tätig ist und nicht erkannt werden möchte, weil er Repressionen seitens der Regierung fürchtet. SRF News respektiert diesen Wunsch, um die Unabhängigkeit und die Freiheit der Berichterstattung nicht zu gefährden.

SRF News: Welche Folgen hat der Grossbrand im Norden Kubas auf die Energieproduktion des Inselstaats in der Karibik?

Oscar Alba: Das grösste Elektrizitätskraftwerk des Landes gleich neben dem in Brand geratenen Treibstofflager bei Matanzas im Norden Kubas musste abgeschaltet werden. Von landesweit acht Kraftwerken sind zwei ausser Betrieb, die anderen sechs laufen im Schnitt etwa auf halber Kraft.

Auch Havanna ist jetzt von Stromausfällen betroffen.

Das hat massive Auswirkungen auf die Stromversorgung: Schon seit Monaten kommt es in den Provinzen des Landes immer wieder zu Stromunterbrüchen, was sich jetzt nochmals intensiviert. Inzwischen ist davon auch die Hauptstadt Havanna betroffen.

Video
Archiv: Blitzeinschlag setzt Treibstofflager in Brand
Aus Tagesschau vom 07.08.2022.
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Was bedeutet die jetzt noch knappere Stromversorgung für das tägliche Leben der Kubanerinnen und Kubaner?

Vor allem während der jetzt herrschenden tropischen Sommerhitze ist das eine Katastrophe, die Hitze ist kaum auszuhalten. Auf dem Land haben die Menschen bis zu 18 Stunden pro Tag keinen Strom. Es läuft kein Ventilator mehr, möglicherweise verderben die wenigen Lebensmittel im Kühlschrank, wenn dieser alt und schlecht isoliert ist.

Auf dem Land haben die Menschen bis zu 18 Stunden pro Tag keinen Strom – es läuft kein Ventilator, die Lebensmittel im Kühlschrank verderben.

Das Leben steht völlig still – Läden, Betriebe und Büros sind während der Stromunterbrüche zu. Die Menschen liegen herum wie die toten Fliegen – entweder am Schatten unter Bäumen oder in den Hauseingängen auf den Steinböden bei geöffneten Türen. Auf dem Land ist es in der Finsternis der Nacht wegen des Strommangels verschiedentlich auch schon zu Protesten gekommen. Wie die Leute jetzt in Havanna reagieren werden, ist völlig offen.

Leidet auch die Gesundheitsversorgung unter den Stromausfällen?

Die meisten Spitäler verfügen über Notstromaggregate, trotzdem ist die Situation desolat. So waren im staatlichen Fernsehen Bilder zu sehen, wie eine Krankenschwester in einem heruntergekommenen Spital einem Brandopfer mit einem Karton etwas Luft zugefächelt hat. Das veranschaulicht den Mangel im kubanischen Gesundheitswesen. Das ist schon schwer zu ertragen.

Grossbrand endlich unter Kontrolle

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Legende: Reuters/Alexendre Menenghini

Gestern Donnerstag meldete die kubanische Feuerwehr, dass das Grossfeuer in Matanzas endlich unter Kontrolle sei. Es sei jetzt ausgeschlossen, dass es sich weiter ausbreite oder es zu neuen Explosionen komme. Allerdings sei weiterhin mit Rauchentwicklung zu rechnen. Nach dem Brand werden noch 14 Menschen auf dem Brennstofflager-Areal vermisst. Rund 130 Menschen wurden nach dem Brand zwischenzeitlich im Krankenhaus behandelt. 23 Patienten waren am Donnerstag immer noch in der Klinik, sechs davon schwer verletzt. Bei den Löscharbeiten kamen zwei Feuerwehrmänner ums Leben.

Am 5. August hatte ein Blitz während eines Gewitters einen Treibstofftank in Matanzas zur Explosion gebracht. Das Feuer griff auf andere Teile der Anlage über. Insgesamt wurden vier der acht Tanks zerstört. Spezialisten aus Mexiko und Venezuela reisten an, um bei den Löscharbeiten zu helfen. (sda)

Was erwartet die Bevölkerung in den kommenden Monaten?

Die Menschen sehen kein Licht am Horizont. Die wegen der Pandemie seit Monaten herrschende Endzeitstimmung wird durch den Grossbrand und die Stromausfälle noch verstärkt. Es funktioniert kaum mehr etwas, es kommt immer öfter zu Unglücken: Kürzlich forderte ein Brand in einem Hotel 47 Menschenleben, ein herunterfallender Balkon erschlug drei Mädchen.

Wer kann, verlässt Kuba. Wer bleiben muss, versucht von Tag zu Tag zu überleben.

Die Bevölkerung empfindet solche Vorfälle als Symptome des Zerfalls, was schwer auf ihre Stimmung drückt. Wer kann, verlässt die Insel, wer bleiben muss, versucht von Tag zu Tag zu überleben. Kuba ist quasi unbemerkt von der Weltöffentlichkeit in eine tiefe Krise gerutscht – und es sieht danach aus, dass alles immer noch schlimmer werden kann, als es ohnehin schon ist.

Das Gespräch führte Reena Thelly.

SRF 4 News aktuell vom 12.8.2022, 06:10 Uhr ; 

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