«Betrugsversuche mit Twint gibt es bei uns täglich, zum Teil mehrfach.» Das sagt Dominik Megert, Geschäftsleiter des Onlineshops Offerz.ch. Er verkauft dort ausschliesslich digitale Gutscheine beispielsweise für Kleiderläden oder Kino-Eintritte, und er bietet digitales Guthaben an für Apps, Gaming-Plattformen und Streaming-Dienste.
Betrugsversuche mit Twint gibt es bei uns täglich, zum Teil mehrfach.
Der Betrug, von dem Dominik Megert spricht, geht so: Internet-Kriminelle schalten auf einer Kleinanzeigen-Plattform ein Inserat, zum Beispiel für ein Kindervelo. In dem Moment, in dem sich ein Interessent für den Kauf des selbstverständlich inexistenten Velos entscheidet, bestellt der Betrüger auf Offerz.ch digitale Gutscheine und wählt als Bezahl-Methode Twint aus. Den Zahlencode, den er erhält, leitet er weiter an sein Opfer. Dieses bezahlt dann also statt des Velos eben die digitalen Gutscheine. «Und diese gehen von uns in wenigen Augenblicken direkt an die Betrüger, welche sie meist sofort einlösen», so Dominik Megert.
Hohe Dunkelziffer
Auch beim weitaus grösseren Online-Händler Digitec Galaxus sind solche Betrugsversuche an der Tagesordnung, denn auch hier gibt es digitale Gutscheine und Guthaben zu kaufen: Seit Anfang Jahr habe es rund 300 solche Fälle gegeben, heisst es auf Anfrage. So wie es tönt, bleibt es aber fast immer beim Versuch, da die Systeme den Betrug erkennen und blockieren würden.
Die Kriminellen verdienen sich eine goldene Nase damit.
Auch Dominik Megert von Offerz.ch sagt, man könne einen Teil der Fälle verhindern. Aber nicht alle. Er ist überzeugt: «Die Kriminellen verdienen sich eine goldene Nase damit.»
Im Vergleich zu den täglich tausenden Online-Bestellungen, bei denen alles in Ordnung ist, mögen die Zahlen als gering erscheinen. Doch die Dunkelziffer dürfte hoch sein: «Das hat damit zu tun, dass nicht jede geschädigte Person Anzeige macht», sagt Ralph Hirt von der Zürcher Kantonspolizei, die mit ihrer Plattform Cybercrimepolice.ch fortlaufend über aktuelle Betrügereien informiert. Dabei sei genau das wichtig, meint Fabian Ilg von der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP): «Vielleicht liefert ja ausgerechnet Ihr Fall eine Information, die bei anderen Geschädigten der gleichen Betrügerbande nicht vorhanden war.» Aus diesem Grund empfehle man immer Anzeige zu machen – auch bei kleiner Schadensumme.
Twint reagiert mit Kampagne und Warnhinweisen
Dass diese Betrugsmasche zunehmend zum Problem wird, zeigt auch, dass Twint soeben eine Aufklärungskampagne gestartet hat. Es handle sich zwar nicht um ein Twint-Problem, betont Mediensprecher Ettore Trento: «Aber wie bei allen anderen Zahlungsmitteln ist es insbesondere im Kontakt mit unbekannten Empfängern wichtig, Vorsicht walten zu lassen.» In der Kampagne informiere man beispielsweise darüber, dass Zahlungen an Privatpersonen niemals mit QR- oder Zahlencodes getätigt werden sollten: «Diese Zahlungsmöglichkeiten stehen nur gewerblichen Shops und Händlern zur Verfügung.»
Aber wie bei allen anderen Zahlungsmitteln ist es insbesondere im Kontakt mit unbekannten Empfängern wichtig, Vorsicht walten zu lassen.
Als zusätzliche Massnahme werden bei allen Twint-Apps neue Warnhinweise platziert: Und zwar im entscheidenden Moment der Zahlungsbestätigung. Bis in wenigen Tagen sollten diese Hinweise auf allen App-Versionen sichtbar sein. Dass auch technische Hürden implementiert werden, etwa ein zusätzlicher Klick zur Zahlungsbestätigung, scheint unwahrscheinlich. Es dürfte kaum im Interesse von Twint sein, den Bezahlvorgang in irgendeiner Weise komplizierter zu machen. Ettore Trento sagt dazu: «Wir denken, dass wir schon sehr sicher unterwegs sind und unsere Nutzerinnen und Nutzer dies auch so wahrnehmen.»