Die Zahl der Wölfe in der Schweiz hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Wurden 2010 noch fünf Wölfe gezählt, waren es 2018 bereits mehr als 40. Von dieser Entwicklung geht eine Gefahr aus, darin ist sich eine Mehrheit im Parlament einig. Entsprechend wurde das Jagdgesetz revidiert, der Wolfs-Schutz gelockert.
Künftig soll nämlich der Abschuss von Wölfen schon möglich sein, bevor überhaupt Schaden entsteht – und dies neu auch in Wildtierschutzgebieten. Zudem sollen Kantone die Abschüsse selber regulieren können. Heute hat der Bund das letzte Wort. Dadurch könnte auch für weitere Tierarten der Schutz in Zukunft vom Bundesrat einfacher gelockert werden, etwa für den Luchs oder den Biber.
Doch das revidierte Gesetz geht Umweltverbänden wie Pro Natura zu weit. Er wird am Dienstag das Referendum lancieren.
Emotionale Debatte mit ungewissem Ausgang
In der Bergbevölkerung gebe es starke Stimmen gegen die Rückkehr des Wolfes, sagt Urs Leugger-Eggimann, Zentralsekretär Pro Natura. Er ist jedoch der Meinung, dass man es schaffen wird, eine Mehrheit davon zu überzeugen, dass die Rückkehr der Wölfe, oder auch Luchse, eine wichtige Bereicherung des Ökosystems darstellt.
Der Wolf breite sich zwar momentan aus, gleichzeitig befinde er sich jedoch in einer sensiblen Phase, erklärt Leugger-Eggimann weiter. «Es ist wichtig, dass diese geschützte Tierart in ihrer Ausbreitung gefördert wird, und nicht bereits jetzt dezimierend eingegriffen wird.»
Politikwissenschafter Lukas Golder geht davon aus, dass das Referendum zustande kommt. Die Abstimmung dürfte aus seiner Sicht hochemotional werden. Denn ein deutlicher Graben zwischen in Bergregionen wohnhaften Personen und Städtern kann erwartet werden.
So würden wohl die in Bergregionen lebenden Personen eher die Gefahren kennen, wobei Städterinnen und Städter die Berge eher als ein Erholungs- und Erlebnisraum sehen – bevorzugterweise einen mit einer reichen Tierwelt.
Bei dieser emotionalen Debatte erwartet Golder auch, dass die Stimmen der Frauen mitentscheidend sein dürften. Diese haben laut dem Politikwissenschafter bei Tierschutzanliegen oft offene Ohren.
So sicher die Emotionalität dieser Frage also ist, so offen ist auch der Ausgang einer Abstimmung darüber.