Die Unihockeywelt blickt derzeit in die Schweiz – nach Neuenburg. Die besten Spielerinnen der Welt kämpfen um den Weltmeistertitel. Die Schweizerinnen haben gute Chancen auf eine Medaille.
Damit sie auf diesem Niveau spielen können, investieren die beiden Bernerinnen Nathalie Spichiger und Nadia Reinhard viel. «Ich stehe auf, gehe arbeiten, gehe ins Training und wieder ins Bett», sagt die Schreinerin Nadia Reinhard. «Für mehr reicht die Zeit nicht.»
Ähnlich klingt es bei Nathalie Spichiger: «In den Ausgang gehe ich vielleicht ein- bis zweimal im Jahr.» Mit den Trainings, den Spielen in der Meisterschaft und der Nationalmannschaft bleibe neben der Arbeit kaum Zeit übrig.
Die Schweizerinnen gehören zu den Topteams der Welt – holten zuletzt drei Bronzemedaillen – trotzdem sind sie nicht hauptberuflich Unihockey-Spielerinnen.
In den Ausgang gehe ich höchstens zweimal im Jahr.
Um sich zu verbessern und neue Inputs zu erhalten, wechselte Nathalie Spichiger für zwei Jahre zu den Piranhas Chur. Das sei eine grosse Herausforderung gewesen: «Zuvor bei den Skorpions Emmental Zollbrück war ich eine Stammspielerin, in Chur musste ich mich wieder neu beweisen», sagt Spichiger. Sie habe zwar viel gelernt, kehrte nach zwei Jahren aber wieder zurück – vor allem auch wegen der Arbeit.
In Chur hielt sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser: als Servicekraft in einem Skigebiet, an der Kasse eines Grossverteilers, als Praktikantin in einem Behindertenheim. «Das ist keine Dauerlösung.» Nun spielt sie wieder bei den Skorps im Emmental, hat wieder eine Leaderposition, ist Topscorerin.
Aufgewachsen in einer Unihockey-Hochburg
Ebenfalls im Emmental spielt Nadia Reinhard. Die 25-Jährige ist Captain bei den Skorps und hat wie Spichiger früh mit dem Unihockeyspielen angefangen. «Im Quartier haben wir viel gespielt, man hat sich mitreissen lassen», sagt Reinhard, welche in der Unihockey-Hochburg Zäziwil aufgewachsen ist.
Beide Bernerinnen haben viel investiert, um es in die Schweizer Nationalmannschaft zu schaffen. Bereut haben sie es nicht. Es mache einfach Spass, sagen sie unisono.
In der Nationalmannschaft spielen zu können, sei eine Bestätigung für die harte Arbeit – an der Heim-WM zu spielen umso mehr. «Wenn man in die Halle läuft, hat man Hühnerhaut», so Reinhard. Wenn man die vielen Schweizer Fahnen sehe, gebe dies den Ansporn, noch ein Prozent mehr zu geben.
Der Traum vom Titel
Alles zu geben ist nötig, um erneut eine WM-Medaille zu holen. Seit dem Sieg in der Gruppenphase gegen Mitfavorit Finnland dürfen die Schweizerinnen jedoch vom WM-Finale träumen.
Einfach wird es jedoch nicht. Gewinnen die Schweizerinnen den Viertelfinal gegen Lettland, wartet im Halbfinal wohl Tschechien. «Das wird ein richtiger Krieg geben auf dem Spielfeld», sagt Spichiger. Aber sie hätten in den letzten zwei Jahren darauf hingearbeitet, ergänzt Reinhard. «Das Ziel ist, den Final zu erreichen», meint Spichiger. Damit würde ein Traum in Erfüllung gehen und alle Anstrengungen wettmachen.