Eine aussergewöhnliche Schulwoche beginnt
Am Freitagnachmittag hat der Bund die Schulschliessungen angeordnet, am Montagmorgen müssen die Schulen bereit sein, im Notfall ein Betreuungsangebot zur Verfügung stellen zu können. Wenig Vorbereitungszeit, vieles ist darum noch nicht ganz geklärt.
«Die grösste Herausforderung wird es sein, so wenige Kinder wie möglich zu betreuen, aber diejenigen, die es wirklich nötig haben», sagt Vera Lang, Schulpräsidentin des grössten Stadtzürcher Schulkreises Glattal. Es gehe wirklich nur um eine Notfallbetreuung, die Eltern müssten in einem Formular begründen, warum sie ihre Kinder nicht selbst betreuen können. Nach ein bis zwei Tagen dürfte sich das eingepegelt haben, vermutet Vera Lang.
Die Schulen bereiten sich vor
Ab Montag fällt der Unterricht in den Kindergärten und Schulen in der Region Zürich und Schaffhausen aus. Eltern, die keine Betreuung für die Kinder organisieren können, dürfen diese aber in die Schule schicken. Die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner sagte gegenüber Medien, in der Anfangszeit könne die Situation in den Schulhäusern chaotisch sein, der Betrieb werde sich aber einstellen.
Am Montag und Dienstag gibt es wohl ein Durcheinander.
Alle Hände voll zu tun haben dieses Wochenende die Schulleiterinnen und Schulleiter in der Region. Sie müssen mit den Lehrerinnen und den Eltern abklären, wie der Betrieb am Montag aussieht. Sarah Knüsel, Präsidentin des Schulleiterinnenverbands des Kantons Zürich, sagt auf Anfrage des «Regionaljournals», sie begrüsse den Entscheid des Regierungsrates: «Wir sind froh, gibt es nun eine landesweit einheitliche Lösung. Auch zum Schutz des Lehrpersonals. Allerdings war die Ankündigung sehr kurzfristig.»
Die Schulleiter seien in Absprache mit den Eltern, welche Kinder am Montag doch noch in die Schule kommen, so Knüsel: «Ich gehe davon aus, dass diejenigen Kinder kommen, die bisher über Mittag in der Schule geblieben sind.» Ausserdem kämen einige dazu, die sonst von den Grosseltern betreut worden wären. Von dem wird dringend abgeraten.
Stadt Zürich schickt alle Angestellten ins Homeoffice
Der Zürcher Stadtrat hat am Freitagabend alle städtischen Angestellten aufgerufen, ab nächster Woche von zuhause aus zu arbeiten, so dies möglich ist. Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri sagte gegenüber dem «Regionaljournal», es seien tausende Angestellte betroffen.
«Wir haben alle Abteilungen aufgefordert, zu klären, wer von zuhause aus arbeiten kann.» Die städtischen Dienstleistungen sollen uneingeschränkt weiter verfügbar sein, so Hauri. «Vielleicht dauert das eine oder andere einen oder zwei Tage länger, aber die Bevölkerung sollte keine Auswirkungen des Homeoffice spüren.»
Zoo bleibt zu – Schiffe fahren nicht
Erstmals seit dem Jahr 1949 bleibt der Zoo Zürich geschlossen. Seit Samstag dürfen keine Besucher mehr in den Zoo. Die Versorgung der Tiere sei gewährleistet, schreibt der Zoo. Wie lange die Schliessung dauert, bestimmt der Zoo in Absprache mit den Behörden.
Auch die Zürichsee-Schiffahrtsgesellschaft (ZSG) stellt ihren Betrieb weitestgehend ein. Alle Fahrten sind abgesagt, nur die beiden Pendlerstrecken von Thalwil nach Küsnacht und von Wädenswil nach Stäfa fahren weiterhin fahrplanmässig. Auch die Limmatschiffe verkehren nicht.
Das sagt die Zürcher Regierung:
- Die neu verfügten Massnahmen des Bundes bezeichnete Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli als «einschneidend aber nötig».
- Der Ausfall des Unterrichts ab der Kindergartenstufe wird im Kanton Zürich länger dauern, nämlich bis zum 24. April.
- Jede Schuleinheit muss ein Betreuungsangebot für die Kinder bereitstellen, sagt Bildungsdirektorin Silvia Steiner.
- Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh legt die Priorität auf die Bewältigung der rund 550 Anmeldung für Kurzarbeit.
Besonders die vom Bund angeordnete Schulschliessung stellt viele Personen vor offene Fragen.
Kein Kind darf unbetreut sein.
Im Kanton Zürich werden deshalb alle Schuleinheiten ein Betreuungsangebot bereitstellen, sagte Silvia Steiner: «Kein einziges Kind im Kanton soll durch die Massnahme gefährdet werden.» In der Oberstufe sollen – wo möglich – neue digitale Unterrichtsformen erprobt werden. Und Schülerinnen und Schüler in Berufsschulen und im Obergymnasium sollen selbständig den Schulstoff erarbeiten.
Bereits angeordnete Prüfungen für Schulübertritte werden im Kanton Zürich wie geplant durchgeführt. Dabei werde auf die Einhaltung der Hygienevorschriften geachtet.
Das sagt die Schaffhauser Regierung:
- Gesundheitsdirektor Walter Vogelsanger verglich die aktuelle Situation mit dem Reaktorunfall in Tschernobyl.
- Sämtliche Massnahmen des Bundesrats würden umgesetzt, um einen Ansturm auf die Notfallstationen zu verhindern.
- Am Montag bleiben sämtliche Schulen geschlossen, danach prüft Bildungsdirektor Christian Amsler Möglichkeiten, wie «Unterricht auf Distanz» durchgeführt werden könnte.
- Weitere Informationen für Eltern mit schulpflichtigen Kindern sollen spätestens bis Montagabend erfolgen.
Zürcher Sechseläuten definitiv abgesagt
Das schweizweit verschärfte Verbot für Veranstaltungen bis Ende April bedeutet das Aus für das Zürcher Sechseläuten in diesem Jahr. An die Durchführung eines Volksfests mit über 10'000 Menschen sei deshalb nicht zu denken, sagt der Sprecher des Zentralkomitees der Zürcher Zünfte, Victor Rosser.
Es ist das erste Mal seit dem ersten Weltkrieg, dass das Sechseläuten nicht stattfinden kann. Ein Verschiebetermin komme nicht in Frage.
Besuchsverbot in Alters- und Pflegezentren
Seit Freitag hat die Zürcher Gesundheitsdirektion ein Besuchsverbot in Alters- und Pflegezentren sowie in Spitälern verfügt. Besuche sollen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt sein. Die Leitungen der Institutionen sind aufgefordert, die Umsetzung dieser Regelung sicherzustellen, heisst es in der Mitteilung der Gesundheitsdirektion.
Im Kanton Schaffhausen gilt vorerst ein Besuchsverbot in Alters- und Pflegeheimen. Ob auch der Zugang zum Kantonsspital für Besucherinnen und Besucher eingeschränkt wird, werde diskutiert.
Am Zürcher Universitätsspital haben Besucherinnen und Besucher schon seit Donnerstag keinen Zutritt mehr. Damit will das kantonale Spital seine Patienten und Mitarbeiter bestmöglich schützen. Dasselbe gilt für die Zürcher Stadtspitäler Waid und Triemli sowie für die städtischen Alters- und Pflegezentren.
Corona-Tests neu auch in Hausarztpraxen
Seit Anfang Woche dürfen alle Zürcher Ärztinnen und Ärzte und alle Spitäler Corona-Tests durchführen. Manche Zürcher Hausärzte sind verunsichert, weil sie nicht genügend Schutzmaterial zur Verfügung haben. Oder nicht genügend Räume. Es gibt aber auch viele Ideen, um die Herausforderungen zu lösen.
«Dass nun auch Hausärzte Coronavirus-Tests durchführen, ist vernünftig», sagt Adrian Müller, Präsident der Bezirksärztegesellschaft Horgen. Einige Zürcher Hausärzte seien aber verunsichert, weil sie sich selbst und ihr Personal dabei nicht ausreichend schützen könnten. Der Grund: Masken sind Mangelware.
Eine weitere Sorge ist laut Müller, dass nicht alle Praxis-Räume genügend Platz bieten, um Coronavirus-Tests durchzuführen, etwa zwei Wartezimmer. Im Bezirk Horgen organisieren sich die Hausärztinnen und Hausärzte darum gerade so, dass die Tests nur an einigen Orten gemacht werden.
Schutzbrillen aus dem Baumarkt
Rund 100 Hausärztinnen und Hausärzte bieten bereits Coronavirus-Tests an. Auch Josef Widler gehört dazu, er ist Präsident der Ärztegesellschaft Kanton Zürich und findet es keine allzu grosse Herausforderung, diese Tests zu machen. «Wir haben immer wieder mit ansteckenden Patienten zu tun, das müssen wir beherrschen.»
In seiner Praxis in Zürich-Altstetten hat er ein Isolierzimmer eingerichtet, das sich gut desinfizieren lässt. Ausserdem hat er Schutzmaterial besorgt, etwa Schutzbrillen aus dem Baumarkt. Wichtig sei neben der räumlichen Trennung, die Patienten mit Corona-Verdacht auch zeitlich von den anderen Patienten zu trennen und ihre Termine etwa zu Randzeiten zu setzen.
«Die Spitäler sind gut gerüstet»
Während Kinder praktisch nicht betroffen seien, müssten ältere Personen besonders geschützt werden, erklärte die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli am Montag vor den Medien. Nun sei Solidarität und Eigenverantwortung gefragt.
Positiv getestete Patientinnen und Patienten werden entsprechend ihrem gesundheitlichen Zustand hospitalisiert oder zu Hause isoliert. Personen, die im gleichen Haushalt leben wie Patienten, die positiv getestet wurden, sollten sich während fünf Tagen nach Symptombeginn des positiv Getesteten in Selbstquarantäne zu begeben.
Die Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli rechnet damit, dass es wegen des Coronavirus auch im Kanton Zürich zu Todesfällen kommen wird. Die Spitäler seien gut gerüstet, ergänzte Rolf Gilgen, Direktor des Spitals Bülach an einer Medienkonferenz. Es sei aber eine Herausforderung, Patienten aneinander vorbeizuschleusen. Daher würden Spitalrestaurants für die Öffentlichkeit geschlossen.
Isolationszimmer in Schaffhausen
Auch in Schaffhausen ist beim Kantonsspital eine sogenannte Vor-Triage eingerichtet worden. Patienten mit Corona-Verdacht würden abgetrennt und isoliert.
Über 550 Anfragen für Kurzarbeit in Zürich
Seit Anfang Woche hat sich die Zahl der Gesuche für Kurzarbeit im Kanton Zürich stark erhöht: Inzwischen seien 550 Anmeldungen eingegangen, und zwar aus allen Branchen, teilte Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) am Freitagabend mit. Von den Anmeldungen seien über 10'000 Angestellte betroffen. Der Kanton arbeite mit Hochdruck daran, die Gesuche zu bearbeiten.
Auch über Massnahmen der finanziellen Soforthilfe für Unternehmen werden diskutiert, so die Volkswirtschaftsdirektorin. Konkrete Beschlüsse dazu gebe es aber noch nicht.
Aus für Veranstaltungen mit 100 Personen und mehr
Bislang verfolgte der Kanton Zürich eine etwas lockerere Praxis bei den Veranstaltungen als vom Bund empfohlen. Dies hat sich seit Freitag geändert. Alle Veranstaltungen mit 100 Personen und mehr müssen im Kanton Zürich abgesagt werden. In Restaurants und Clubs gilt eine Obergrenze von 50 Personen. Über Ausnahmen kann der Regierungsrat befinden.
Eine solche Ausnahme wurde etwa für das Zürcher Kantonsparlament bewilligt. Der Kantonsrat tagt jeweils am Montag. Um genügend Abstand unter den Parlamentsmitgliedern sorgen zu können, finden die Sitzungen neu jeweils in der Messehalle in Oerlikon statt im Zürcher Rathaus statt.
Heimarbeit für 400 Givaudan-Angestellte
Der Duft- und Aromenhersteller Givaudan hat am Mittwoch sein Werk in Kemptthal bis auf weiteres geschlossen, nachdem bei einem Mitarbeiter eine Coronavirus-Infektion nachgewiesen wurde. Die rund 400 Beschäftigten wurden angewiesen, von Zuhause aus zu arbeiten. Eine Givaudan-Sprecherin bestätigte eine entsprechende Meldung von Radio Top.
Es handle sich um eine Vorsichtsmassnahme, die nicht von den Behörden angeordnet worden sei, hiess es weiter. Wie lange der Givaudan-Sitz in Kemptthal geschlossen bleibt, ist offen.