Das Kunsthaus Zürich beschäftigt sich mit der Zukunft, aber auch mit der Vergangenheit. Denn in zwei Jahren will es im Neubau die Sammlung Bührle ausstellen, also die berühmten Bilder von Emil G. Bührle (1890 – 1956), der mit Waffenlieferungen an die Nazis Millionen verdiente und damit Kunst – auch Raubkunst – sammelte.
Ein Historiker-Team der Universität Zürich arbeitet derzeit die dunkle Vergangenheit der Sammlung auf. Angeführt von Matthieu Leimgruber, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich. Er untersucht, wie Bührle mit der wirtschaftlichen und der politischen Elite der Schweiz verflochten war. Und die Verbindung des Waffenhändlers mit dem Kunsthaus Zürich.
Über den Zweiten Weltkrieg hinausblicken
So finanzierte Bührle unter anderem die erste Erweiterung des Kunsthauses. Als Unternehmer im Zweiten Weltkrieg war er skrupellos: So verkaufte er seine Waffen an die Deutschen, aber auch an die Allierten. Während dieser Zeit kaufte der Waffenhändler nur ein paar Dutzend Gemälde. Den grössten Teil seiner Sammlung, etwa 500 Bilder, sammelte er danach, und zwar in Amerika.
«Der Kunstmarkt verschob sich von Europa in die USA. Das muss man bei der Kontextualisierung der Sammlung berücksichtigen», sagt Matthieu Leimgruber. Er will sich in seinem Bericht nicht nur auf den Zweiten Weltkrieg beschränken. «Ich will die Langzeitstrukturen verstehen», sagt er. Und deutet an, dass Bührle nicht der einzige war, der mit nicht ganz sauberem Geld schöne Kunst sammelte. Mehr will der Historiker aber noch nicht verraten.