Eigentlich sollte die Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Aargau nächstes Jahr kostenneutral sein für die Gemeinden. So jedenfalls wurde es versprochen. Wenn man dieser Tage die Budget-Gemeindeversammlungen verfolgt, bekommt man aber einen anderen Eindruck. Viele Zusatzkosten werden mit dem Lehrplan 21 begründet.
In Kölliken beispielsweise hat die Gemeindeversammlung gerade 960'000 Franken bewilligt für das Aufrüsten der Schulzimmer und das Anschaffen von Laptops und Tablets. In Möhlin muss das Volk über 825'000 Franken entscheiden für interaktive Wandtafeln und 170 Notebooks inklusive Lizenzen und Wartung. Oder bei der Schulhaus-Renovation in Reinach werden zusätzliche Gruppenräume geschaffen. Überall wurde und wird mit dem Lehrplan 21 argumentiert.
Gemeinden machen mehr, als Kanton verlangt
Kommt der Lehrplan 21 die Gemeinden also teuer zu stehen? Renate Gautschy, Präsidentin der Gemeindeammänner-Vereinigung, will nicht von einzelnen Fällen auf alle Gemeinden schliessen, sagt aber: «Da schauen wir jetzt hin. Es hiess ja immer, der Lehrplan 21 sei kostenneutral. Wenn man jetzt sieht, was trotzdem alles auf die Gemeinden abgewälzt wird, sieht es für den Moment nicht sehr kostenneutral aus.»
Christian Aeberli entgegnet: Doch, die Einführung des Lehrplans 21 sei für die Gemeinden grundsätzlich kostenneutral, sagt der Leiter der Abteilung Volksschule beim Kanton Aargau. Warum dann die Zusatzkosten? Einige Gemeinden machten mehr, als sie müssten, sagt Aeberli. Beispielsweise sei nicht vorgeschrieben, jeden einzelnen Schüler mit einem Tablet oder Laptop auszurüsten.
Zudem gebe es bereits seit den 1990er-Jahren Computer in Aargauer Schulzimmern. Dass in die Informatik investiert werden muss, habe nicht direkt mit dem Lehrplan 21 zu tun, sagt Aeberli: «Ich glaube, dass die Gemeinden heute gut ausgestattete Schulen wollen und dies in den letzten Jahren etwas verschlafen oder aufgeschoben haben, und jetzt die Einführung des Lehrplans mit der Ausrüstung der Schulen mit digitalen Lernmedien verbinden.»
Skeptische Gemeinden
Machen die Gemeinden mehr als sie müssten? Schieben sie den Lehrplan 21 als Argument für Investitionen vor, die sie sowieso tätigen müssten? Natürlich wäre die Digitalisierung auch ohne Lehrplan 21 ein Thema, «aber nicht in diesem Umfang», meint Renate Gautschy. Sie bleibt skeptisch: «Ich habe noch nie ein Gesetz erlebt, bei dem etwas günstiger kam als zuvor», sagt sie aus Erfahrung.
Die Gemeindeammänner-Vereinigung will nun von den Gemeinden Rückmeldungen sammeln zu den finanziellen Auswirkungen des Lehrplans 21. In ein paar Jahren weiss man dann genauer, wie teuer die Einführung die Gemeinden wirklich kommt.