Vor wenigen Jahren gaben die Autohersteller mit grossmundigen Marketingworten Versprechen ab, die sie nur teilweise oder gar nicht erfüllen konnten. Die Hürden auf dem Weg zum fahrerlosen Auto sind höher als gedacht.
Erste Hürde: Intelligenz
Was für uns kompliziert ist, ist für eine Maschine einfach – und umgekehrt: Was für uns selbstverständlich ist, ist für eine Maschine anspruchsvoll.
Für uns ist es schwer, gleichzeitig nach vorne und nach hinten zu schauen, vor allem nachts. Um diese menschliche Schwäche auszugleichen, rüsten die Hersteller die Fahrzeuge mit Sensoren aus. Mit deren Daten lässt sich zwar im Computer eine Umgebung berechnen, die Maschine ist aber nicht imstande, Zusammenhänge zwischen Objekten in dieser Umgebung herzustellen.
Für Menschen wiederum ist das eine einfache Aufgabe. Wir erkennen intuitiv, ob ein Fussgänger am Strassenrand rennt, weil er den Bus erreichen will oder ob er die Absicht hat, die Strasse zu überqueren.
Software ist hier überfordert und es gibt noch kaum Ideen, wie man diese Problematik angehen könnte: Wie kann man einem selbstfahrenden Auto die Lebenserfahrung eines menschlichen Fahrers in allen Situationen beibringen?
Zweite Hürde: Gesetze
Die Frage, wer haftet, wenn ein selbstfahrendes Auto einen Unfall verursacht, sorgt bis heute für Diskussionen. Doch jetzt kommt Schwung in die Debatte: Vor kurzem hat die deutsche Bundesregierung aufs Gaspedal gedrückt und als erstes Land weltweit ein «Gesetz zum autonomen Fahren» in Kraft gesetzt.
Bereits ab dem nächsten Jahr ist es in Deutschland erlaubt, auf Autobahnen im zähflüssigen Verkehr bis zu 60 km/h schnell zu fahren und dabei die Kontrolle ganz dem Auto zu überlassen. Die Fahrerin muss also schon bald nicht mehr zwingend die Hände am Steuer lassen. Sie kann sich nun anderen Dingen widmen, zum Beispiel einen Film anschauen oder Zeitung lesen. Schon bald soll die Regelung bis Tempo 130 gültig sein. In solchen Situationen liegt die Verantwortung in Zukunft beim Auto und nicht mehr beim Fahrer.
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Dritte Hürde: Kosten
Es ist bei den autonomen Autos wie bei allen technischen Innovationen: Mit 20 Prozent Aufwand erreicht man 80 Prozent Fortschritt. Die vermeintlich letzten 20 Prozent verlangen dann nochmals einen massiv höheren Aufwand, als ursprünglich gedacht.
Bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge stehen wir derzeit am Beginn dieser letzten 20 Prozent. Da stellt sich für einige Hersteller die Frage, ob sich der Aufwand lohnen wird.
Wie geht es weiter?
Aus all diesen Gründen lässt das komplett fahrerlose Autos in Schweizer Städten noch Jahrzehnte auf sich warten – wenn es denn je in dieser ursprünglich erträumten Form existieren wird.
Denkbar sind aber abgespeckte Varianten: Kleine Busse etwa, die auf vordefinierten Strecken als Ruftaxis unterwegs sind und so den ÖV in abgelegenen Gebieten flexibler machen. Und sie werden schon in ein paar Jahren auch schneller fahren können als im zügigen Schritttempo, wie es die Busse in den derzeitigen Pilotprojekten noch tun.