Mit 54 Prozent hat die Walliser Stimmbevölkerung am Sonntag den Plänen für Olympische Winterspiele 2026 eine Abfuhr erteilt. Die Mehrheit hat sich damit gegen die Regierung, den Grossen Rat, die Sport- und Wirtschschaftsverbände gestellt, die für Sion 2026 warben.
Für Urs Lacotte ist dieser Ausgang der Volksabstimmung keine Überraschung. Der ehemalige IOC-Generaldirektor und Autor eines Buches über sämtliche Schweizer Olympia-Kandidaturen sagt: «Es war abzusehen, dass diese Kampagne nicht gelingen konnte».
Dass die Mehrheit der Stimmenden Sion 2026 abgelehnt haben, hat für Urs Lacotte unter anderem folgende Gründe:
These 1: Olympische Spiele müssen mehr sein als Infrastruktur- und Tourismusprojekte. Der Mensch muss mehr im Zentrum stehen. Leider haben die Promotoren aus der Geschichte nichts gelernt. Damit hat man sich leider die Zukunft verbaut. Nehmen sie zum Vergleich den Unspunnen-Schwinget. Der Schwinget ist mehr als ein sportlicher Grossanlass. Es ist ein Fest, wo sich Menschen treffen, wo sich die Schweiz präsentieren kann. Sion 2026 konnte den emotionalen Wert für die ganze Bevölkerung nicht zeigen.»
These 2: «Es ist klar, die Schweiz kann nachhaltige Spiele organisieren. Nachhaltigkeit alleine reicht heute aber nicht mehr aus: Organisationen müssen ihren Nutzen am Gemeinwohl messen. Der Nutzen solcher Spiele muss also über die Nachhaltigkeit hinausgehen.»
These 3: «Die Promotoren schwenkten viel zu schnell auf ein Tourismusprojekt ein und strichen vor allem die ökonomischen Werte heraus.»
These 4: «An vorderster Front weibelten Vertreter aus Politik und Sport für Sion 2026 – Technokraten würde ich sagen. Persönlichkeiten mit Ausstrahlung und Empathie fehlten der Kampagne; ebenso Frauen. Eine Figur mit Strahlkraft hätte die Kandidatur Sion 2026 weitergebracht.»