SRF: Daniel Hölzle, Präsident Grüne Aargau, wie beurteilen Sie den Rücktritt von Jonas Fricker nach seinem Auschwitz-Vergleich?
Daniel Hölzle: Es ist wirklich ein grosser Schritt. Das verdient aus meiner Sicht höchsten Respekt. Er hat sich entschuldigt und die Entschuldigung wurde angenommen. Trotzdem setzt er jetzt ein grosses Zeichen. Mit dem Rücktritt hat er jetzt wirklich gezeigt, dass es ihm mit der Entschuldigung ernst war.
Begrüssen Sie denn den Entscheid?
Ich denke, es war wichtig. So konnte er wirklich klarstellen, dass er sich von seiner Aussage deutlich distanziert.
Im «Sonntagsblick» liest man heute, dass die Parteileitung Druck ausübte?
Bei den Grünen Aargau haben wir mit Jonas Fricker das Gespräch gesucht. Wir haben ihm dargelegt, wie wir die Situation analysieren und wo wir Risiken sehen. Das führte schliesslich zu seinem Entscheid.
Sie legten ihm also den Rücktritt nahe.
Ich persönlich sagte ihm, dass der Rücktritt für ihn persönlich und für die Partei das Beste sei. Und zwar ein möglichst schneller Rücktritt.
Wo sehen Sie die politische Zukunft von Jonas Fricker? Anders gefragt: Hat er eine politische Zukunft?
Aus meiner Sicht hat er durch den Rücktritt gerade gezeigt, dass er einen starken Charakter hat und eine integre Persönlichkeit ist. Insofern bin ich der Meinung, dass es solche Leute braucht in der Politik.
Die Grüne Fraktion in Bundesbern hat ebenfalls reagiert auf den Vorfall und will nun – laut «Sonntagsblick» – einen Verhaltenskodex verfassen. Welche Konsequenzen werden bei den Grünen Aargau gezogen?
Wir werden uns sicher an den Verhaltenskodex der Grünen Schweiz anlehen.
Jonas Fricker geht, für ihn kommt Irène Kälin. Sie ist die erste Ersatzfrau. Was haben Sie für Erwartungen an sie?
Wir haben jetzt wieder eine Grüne Frau im Nationalrat. Das ist eine gute Sache. Ich denke, das Thema Gleichberechtigung wird mit ihr stark vertreten sein im Nationalrat.
(Das Gespräch führte Wilma Hahn.)