- Angestellte der Stadt Aarau erhalten neu 20 Tage Vaterschaftsurlaub. Bis jetzt waren es 10 Tage.
- Entschieden hat dies der Einwohnerrat am Montagabend. Es war ein Stichentscheid des Einwohnerratspräsidenten Matthias Keller (EVP).
- Der Vaterschaftsurlaub ist Teil des neuen Personalreglements der Stadt Aarau. Dieses schafft unter anderem den Beamtenstatus der städtischen Angestellten ab und enthält neue Regelungen zu Bildungsurlauben und Whistleblowing.
Für die Ratslinke gehören die 20 Tage Vaterschaftsurlaub zu einem modernen Arbeitgeber. Es sei eine «Lightversion des Elternurlaubs», sagte Ueli Fischer von Pro Aarau. Als Kinder- und Jugendpsychiater sei er überzeugt vom Vaterschaftsurlaub. Denn die Wissenschaft zeige: «Familienmodelle, in denen beide Partner die Kinderbetreuung von Anfang an übernehmen, erhöhen die Beziehungszufriedenheit und Paarstabilität.»
SVP und FDP stellten sich im Einwohnerrat hinter den bisherigen Vaterschaftsurlaub von 10 Tagen. «10 Tage ist sehr grosszügig. An den meisten Orten erhalten Väter nur drei Tage», betonte Patrick Deucher von der FDP. Die bürgerlichen Parteien verwiesen zudem auf die zusätzlichen Kosten eines längeren Urlaubs.
Familienpartei CVP will keinen längeren Urlaub
In die selbe Kerbe schlug die Familienpartei CVP: «Ein Vaterschaftsurlaub von 20 Tagen ist auch aus unserer Sicht eine Übertreibung mit wenig Nutzen», sagte Lukas Häusermann. Man könne den Vätern zumuten, unbezahlten Urlaub zu beziehen.
Die Abstimmung über die 20 Tage Vaterschaftsurlaub für die städtischen Angestellten ging im Aarauer Einwohnerrat mit 24 Ja zu 24 Nein unentschieden aus. Es brauchte den Stichentscheid des Einwohnerratspräsidenten Matthias Keller (EVP), der sich für die 20 Tage aussprach.
Langer Urlaub in linken Städten und internationalen Unternehmen
Die Stadt Aarau ist somit eine von wenigen Schweizer Städten, die 20 Tage Vaterschaftsurlaub kennen: Dazu gehören mehrere Westschweizer Städte und Städte, die wie Aarau auch ein links dominiertes Parlament haben, z. B. Biel und St. Gallen. Diese Städte gehen bereits so weit, wie der Arbeitgeberverband Travaille Suisse in einer Initiative fordert.
Mehr Vaterschaftsurlaub kennen einzelne internationale Unternehmen in der Schweiz, darunter Ikea, Microsoft, Johnson&Johnson und Google. Diese bieten zwischen 30 und 60 Tage Vaterschaftsurlaub.