Die Briten feiern das 70. Thronjubiläum der Queen mit einem viertägigen Fest. Die letzten Vorbereitungen laufen. Donnerstag und Freitag wurden sogar zu Ferientagen erklärt, damit alle Einwohnerinnen und Einwohner das Thronjubiläum feiern können. Royal-Experte Andreas C. Englert über ein Symbol der Beständigkeit.
SRF: Die Queen ist nicht nur die älteste, sondern auch weltweit die am längsten herrschende Monarchin. Das hat Strahlkraft!
Andreas C. Englert: Durchaus! Die Queen ist ein lebendes Monument – zweifellos die bekannteste Frau der Welt und natürlich die Botschafterin ihres Landes schlechthin.
Nun stehen die viertägigen Feierlichkeiten des 70. Thronjubiläums bevor. Konnte die Queen bei der Gestaltung «ihres Festes» mitreden?
Die Queen selbst richtet nicht direkt grosse Veranstaltungen selbst aus. Es ist aber davon auszugehen, dass zumindest in groben Zügen das Programm mit den Royals oder zumindest ihren wichtigsten Mitarbeitern abgestimmt wird.
Wie wird ihr bei den Feierlichkeiten wohl zumute sein?
Sie wird sicherlich häufig an Prinz Philip denken, der nach fast 74 Ehejahren im vergangenen Jahr verstarb. Als Frau, die den Zweiten Weltkrieg komplett miterlebt hat, wird sie bestimmt auch mit Sorge in Richtung Ukraine blicken. Dennoch wird sich die Queen, dort, wo sie persönlich erscheint, dies nicht anmerken lassen – weil sie es immer geschätzt hat, wenn sich Menschen für sie in irgendeiner Form Mühe gegeben haben.
Im vergangenen Jahr wurden Missbrauchsvorwürfe gegenüber Prinz Andrew publik. Wie sehr überschatten diese die Feierlichkeiten?
Die Geschichte war ausgesprochen peinlich – insbesondere, weil Andrew viel zu lange überhaupt nicht darauf reagiert hat. Mittlerweile scheint das Problem mit Geld aus der Welt geschafft zu sein – und Andrew ist bereits weitgehend aus dem öffentlichen Leben verschwunden, verlor Patronagen und Ehrentitel. Bei den Feierlichkeiten stehen neben der Queen vor allem William und Kate, möglicherweise Harry und Meghan, im Mittelpunkt.
Die Queen verkörpert alte Werte in einer modernen Welt – wie kommt sie selbst mit diesen Parallelen zurecht?
Gar nicht so schlecht. Das merkt man auch daran, wie sich beispielsweise das Königshaus mittlerweile etwa in Sozialen Netzwerken oder allgemein digital präsentiert. Auch wenn sich die Queen selbst nicht mit allen Details auskennen dürfte und privat eher auf hergebrachte Medien wie Radio, Fernsehen und Printmedien setzt. Sie blockiert die moderne Welt nur dort, wo sie es für die Monarchie wichtig findet.
Elisabeth II. lebt ein meist abgeschottetes und prunkvolles Leben. Da kann man schon mal die Bodenhaftung verlieren.
Prunkvoll sind vor allem die Aussenfassaden ihrer Paläste sowie die Roben und der Schmuck, den sie bei offiziellen Terminen trägt. Ihr privater Lebensstil ist vergleichsweise bescheiden – sie hat beispielsweise für sich persönlich niemals teure Autos oder ähnliches erworben.
Die Queen hat über die Jahrzehnte wohl eine Menge gesehen und gehört, das sie zum Nachdenken angeregt hat.
Verglichen zu einigen Superreichen, die nur unter sich bleiben, hatte die Queen immer Kontakt zu den «ganz normalen Leuten», das fing schon in ihrer Jugend an und als junge Frau etwa reparierte sie eigenhändig Lastwagen im Militär.
Der angeschlagene Gesundheitszustand der Queen war in letzter Zeit immer wieder Thema. Warum verzichtet sie nicht zugunsten von Charles auf den Thron?
Die Queen hat immer klargemacht, dass sie erst mit ihrem Tode aus dem Amt scheiden wird. Das entspricht auch der Tradition britischer Königinnen und Könige. Charles erledigt längst, international kaum bemerkt, einen grossen Teil ihrer Tagesarbeit. Aus Respekt gegenüber seiner Mutter auch nobel-unauffällig.