«Ob wir ein Budget haben für die Platin-Feierlichkeiten der Queen?», fragt Delia Osbourne Gomez und schaut mich verständnislos an. «Nein. Wozu auch», beginnt sie zu lachen. «Das wäre nutzlos», lacht ihr Ehemann Gustavo Gomez schallend mit. «Es würde sowieso überzogen.»
Das britisch-kolumbianische Ehepaar kauft auf der Oxford-Street im Herzen Londons ein. Gehobene Warenhäuser und Luxusboutiquen sind hier ansässig. In vielen Schaufenstern sind Spezial-Produkte fürs Platin-Jubiläum ausgestellt.
Familie Osbourne-Gomez hat die Festtage seit langem durchgeplant: Die Truppenparade zum Auftakt der Feierlichkeiten wird das Ehepaar vor Ort anschauen. «Wir haben keine Tickets. Also kostet es auch nichts.» Die grosse Jubiläums-Party am Samstagabend im Buckingham-Palast werde von der BBC live übertragen: «Das schauen wir uns zu Hause am Fernsehen an. Auch das ist gratis», schiebt Delia Osbourne zwinkernd nach.
Am teuersten werde bestimmt der Afternoon-Tea für Familie und Freunde, den sie am Sonntag vorgesehen hätten: «Da gehören leckere Sandwiches, Süssigkeiten, Bier, Wein und Champagner dazu.» Kostenschätzung? Gegen oben offen. Osbourne Gomez: «Da werden wir uns nicht lumpen lassen.»
Ein Blick in den Spezial-Shop des Luxus-Warenhauses Fortnum&Mason zum Platin-Jubiläum der Queen bringt Klarheit: Eine Einladung zum Afternoon-Tea kann schnell sehr teuer werden; am Platin-Jubiläum besonders schnell: Eine Flasche Champagner «Platinum Jubilee English Sparkling» kostet umgerechnet 50 Franken. 265 Gramm «Celebration Truffels» sind für 37 Franken zu haben. Wer eine grössere Einladung plant, muss 250 Franken hinblättern für die grosse Jubiläums-Schachtel mit 1.2 Kilogramm Truffes.
Zusatzumsatz von rund 1.5 Milliarden Pfund
Beim Detailhandel und dem Gastgewerbe sind diese Zusatzeinnahmen in Milliardenhöhe willkommen: Die Covid-Krise ist noch nicht restlos überwunden, da Millionen von Touristinnen und Touristen aus Asien und Amerika noch nicht ins Vereinigte Königreich zurückgekehrt sind. Und die rekordhohen Preise für Treibstoff, Strom und Gas bremsen die Kauflaune der Britinnen und Briten. Ausser fürs Platin-Jubiläum. Da machen viele eine Ausnahme.
«Ein Event von dieser Grössenordnung bringt eine bis eineinhalb Milliarden Pfund Umsatz», schätzt David Haigh von Brand Finance. Seine Firma ist spezialisiert darauf, den Wert von Marken und Events zu schätzen. Fürs britische Königshaus ist seine Rechnung schnell gemacht: «Das Königshaus generiert jährlich gut 2.5 Milliarden Pfund Umsatz für die britische Wirtschaft», sagt der Finanzexperte.
Queen Elizabeth und ihre Familie brächten viele Touristinnen und Touristen ins Land, die sonst nicht kämen. Haigh: «Viele Gäste sind fasziniert von Palästen und Pärken der Königsfamilie.» Dafür seien sie bereit, tief in die Tasche zu greifen.
Auch die Krone macht Kasse
Im Buckingham Palace oder im Windsor Castle betreibt das Königshaus eigene Boutiquen – und macht mit limitierten Auflagen Geld. Eine reich dekorierte Tortenplatte mit Goldverzierungen, die eigens fürs Platin-Jubiläum der Queen entworfen worden ist, kostet umgerechnet gegen 190 Franken, eine offizielle Jubiläumstasse mit Goldrand 31 Franken.
Wie viel die Königsfamilie daran verdient, darüber gibt die Leiterin des Windsor-Shops keine Auskunft; zu unverfänglicheren Fragen auch nicht. «It was a pleasure to having you», sagt sie – und gibt auf britisch-unmissverständliche Weise zu verstehen, dass es Zeit ist, zu gehen.