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Aliens in Area 51? «Viele Amerikaner misstrauen der Regierung»

Die Area 51 in einem Sperrgebiet im US-Bundesstaat Nevada sorgt seit Jahrzehnten immer wieder für wilde Spekulationen und bietet Raum für Verschwörungstheorien. Die US-Regierung betreibt dort offiziell einen Luftwaffenstützpunkt und ein Trainingsgelände, das für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.

Nun planten am Freitag über zwei Millionen Menschen dieses Gelände stürmen – nach einem Aufruf eines US-Studenten auf Facebook, der das Ganze als Jux verstanden haben will. Dass Area 51 von Ufo-Interessierten gestürmt werden soll, erstaunt Dieter Sträuli nicht. Der Ort habe seit jeher eine magische Bedeutung für solche Menschen.

Dieter Sträuli

Psychologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter UZH

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Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am psychologischen Institut der Universität Zürich mit den Themenschwerpunkten Moderne Mythen, Das Fantastische in Film und Literatur sowie Psychodynamik und Ideologien sektenartiger Gruppen.

SRF News: Wie erklären Sie sich die geplante Stürmung von Area 51?

Dieter Sträuli: Social Media ermöglicht ein neues Phänomen. In harmloser Form haben wir es zum Beispiel 2008 in Zürich gesehen, wo sich Hunderte spontan für eine «Saufparty» trafen und das waren längst nicht alles Alkoholiker. Sie fanden es lediglich eine «geile» Party.

Aus psychoanalytischer Sicht heraus glaubt der harte Kern der Leute daran, dass jemand ihnen ein Objekt vorenthält, was sehr magisch und machtvoll ist.

Wir sind Zeugen, wie in Hongkong eine mächtige Regierung in China in Schwierigkeiten kommt, weil demonstriert wird. Auch da spielen die sozialen Medien eine grosse Rolle. Auch im arabischen Raum haben wir so etwas beobachtet.

Ist es somit nicht primär der Reiz des Unbekannten, sondern die Dynamik von Social Media, welche entscheidend ist?

Die Area 51 ist ein bedeutender Teil des Ufo-Mythos, welcher in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Bedeutendste war. Der Reiz des Unbekannten ist durchaus wichtig. Jedoch interessieren sich viele dieser Leute nicht für Ufos und wollen lediglich schauen, ob sie die Macht besitzen, die Regierung in Schwierigkeiten zu bringen.

Was versteht man unter dem Ufo-Mythos?

Den Ursprung findet man im Jahre 1947, als ein Privatpilot seltsame runde Fluggeräte gemeldet hatte. Es wurde etwas losgetreten, was bis ins Jahr 2000 wichtig war: Nämlich die Frage, ob sich die Ausserirdischen bereits unter uns befinden.

Menschen in Wüste am Bühne aufbauen.
Legende: Die Orte rund um Area 51 bereiten sich auf den Ansturm vor. Keystone

Der Ufo-Mythos hat stets neue Facetten entwickelt. Darunter auch die Vorstellung, dass in der Area 51 Ausserirdische gefangen gehalten werden und dass dort Ufo-Technologie, sogenanntes Retro-Engineering, betrieben wird. Man konstruiert also neue Ufos mit irdischen Mitteln.

Laut einer Umfrage im vergangenen Jahr glauben 54 Prozent der erwachsenen US-Amerikaner, dass ihre Regierung Informationen über Ufos zurückhält. Wie erklären Sie sich das als Psychologe?

Das ist typisch für die USA. Erstens hat sie unter viel Geheimhaltung eine mächtige Kriegstechnologie entwickelt und es gab Beobachtungen von dreieckigen Flugzeugen am Himmel. Zudem sind viele Amerikaner ihrer Regierung gegenüber misstrauisch.

Es ist Teil der Haltung der Regierung gegenüber anzunehmen, dass in Area 51 etwas versteckt wird. Aus psychoanalytischer Sicht heraus glaubt der harte Kern der Leute daran, dass jemand ihnen ein Objekt vorenthält, was sehr magisch und machtvoll ist. Beispielsweise Ufo-Technologie oder ein Wesen, das absolut sensationell wäre, wenn man es sehen würde.

Das Gespräch führte Samuel Wyss.

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